Remscheid Schwarmintelligenz für den Radverkehr

Remscheid · Rund drei Dutzend Teilnehmer geben der Stadt bei einem Workshop im Rathaus wichtige Hinweise für die Entwicklung eines Radwegekonzeptes. Ein zentrales Thema des Abends ist die Verlängerung der Balkantrasse nach Lüttringhausen.

 Der Radweg auf der Balkantrasse (hier der Abschnitt bei Tente in Wermelskirchen) soll in Richtung Lüttringhausen verlängert werden.

Der Radweg auf der Balkantrasse (hier der Abschnitt bei Tente in Wermelskirchen) soll in Richtung Lüttringhausen verlängert werden.

Foto: Jürgen Moll (Archiv)

Mitten in der Aufstellung des ersten Radwegekonzeptes für Remscheid hat die Stadt jede Menge Anregungen und Expertise aus der Bürgerschaft erhalten. Drei Dutzend Teilnehmer, einige von Fahrradverbänden, zum großen Teil aber private Radfreunde, diskutierten am Montagabend im Rathaus auf Einladung der Stadt zweieinhalb Stunden lang intensiv und konstruktiv über Wege, wie man das Radfahren in Remscheid attraktiver machen kann. Es ist der erste Schritt einer Bürgerbeteiligung, die im Verfahren fortgesetzt werden soll.

Arbeitsgrundlage des Workshops waren die Vorschläge des Dortmunder Büros "Planersocietät", das seit einigen Monaten für die Stadt an einem Radwege-Konzept für die Seestadt auf dem Berge arbeitet. Insgesamt 40.000 Euro hat der Rat dafür bewilligt.

Die Experten sehen "Herausforderungen" in einer Stadt mit einem Höhenunterschied von 280 Metern aus den Tälern bis hinauf zum Hohenhagen, erkennen allerdings auch das große Potenzial durch die beiden schon vorhandenen Radwege auf Bahntrassen. Auch spreche die Nähe der drei Zentren Lennep, Lüttringhausen und Alt-Remscheid dafür, das Radwegenetz auszubauen.

 Eine Arbeitsgruppe diskutiert mit Caroline Huth (l., stehend) die mögliche Trassenführung nach Lüttringhausen.

Eine Arbeitsgruppe diskutiert mit Caroline Huth (l., stehend) die mögliche Trassenführung nach Lüttringhausen.

Foto: Henning Röser

In der Karte mit dem "Wunschliniennetz", das in einer von drei Arbeitsschritten diskutiert wurde, spielt darum der Lückenschluss zwischen Innenstadt (Endpunkt der Trasse des Werkzeugs) und Lennep (Startpunkt der Balkantrasse) eine zentrale Rolle. Klares Feedback der Teilnehmer: Der Brückenschlag hat große Bedeutung, wenn das Rad gezielt für Wege zur Arbeit oder zum Einkaufen genutzt werden soll. Klar ist auch: Die aktuelle Wegeverbindung nach Lennep wird spätestens ab Höhe der Shell-Tankstelle auf der Neuenkamper Straße zu gefährlich.

Vorschläge zu einer anderen Wegeführung gab es auch für die anderen Wunschlinien reichlich. Am Ende des Abends war die Karte voll mit bunt markierten Alternativ- oder Zusatzrouten.

Holger Piwowar, Geschäftsführer des Vereins Bergisches Land Tourismus Marketing, gab zu Bedenken, dass man im Zweifelsfall die ansehnlichere und sicherere Route der praktischen vorziehen sollte. So könne man noch mehr Besucher für eine Radtour im Bergischen begeistern. Geld genug, um beide Varianten zu realisieren, werde kaum vorhanden sein.

Geld wird auch eine Rolle spielen bei der auch von der Politik geforderten Verlängerung der Balkantrasse vom Bahnhof Lennep bis Lüttringhausen. Zum Teil sehr detaillierte Vorschläge brachten die Workshop-Teilnehmer für die Trassenführung mit. Es habe sich eine bevorzugte Variante herauskristallisiert, zog Caroline Huth von der Planersocietät ein Fazit am Ende der Veranstaltung. Konkreter werden wollte sie gestern auf BM-Anfrage aber noch nicht. Denn nun müssen die Vorschläge auf ihre Machbarkeit und Finanzierbarkeit hin geprüft werden. Hier stehen jetzt weitere Gespräche mit Baudezernent Peter Heinze und seinem Team an.

Ein Blick in die Seele des Remscheider Radfahrers erlaubte die Diskussion in der dritten Gruppe, wo es um Ideen ging, wie man die Rahmenbedingungen für das Radfahren in Remscheid stärken kann. "In Remscheid sind Radfahrer Einzelkämpfer", sagte eine Frau, die im Alltag immer wieder feststellt, dass die Autofahrer den Radfahrer als Verkehrsteilnehmer in dieser Stadt zumeist gar nicht auf dem Schirm haben.

Die Palette der Vorschläge war groß: Eine Garage in der Nähe der Trassen, wo Freizeitradler ihr Rad unterstellen können; Tagessperrungen von schönen Strecken - etwa der Morsbachtalstraße - wo in Gruppen am Wochenende der Spaß am Zweirad geweckt werden kann; die Auszeichnung von Arbeitgebern, die ihren Mitarbeitern die Nutzung des Rades auf dem Weg zur Arbeit leichter machen.

Er habe "ein Stück Schwarmintelligenz" erleben dürfen, bedankte sich ein zufriedener Baudezernent bei den Teilnehmern.

(hr)
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