Remscheids Bühnen Blick Hinter Die Kulissen Seilzüge bewegen Kulissen im Theater

Remscheid · In einer kleine Reihe werfen wir einen Blick auf und hinter die Bühnen Remscheids. Vor und während der Vorstellung ist viel, teilweise schwere Arbeit zu bewältigen. Teo Otto Theater-Geschäftsführer Lutz Heinrichs führte die BM durch Nebenräume.

 Die Mechanik, die hinter der Illusion auf der Bühne steckt: Zu sehen ist hier die Obermaschinerie des Schnürbodens mit einigen der 140 Tragseilführungen für die 28 Handkonterzüge.

Die Mechanik, die hinter der Illusion auf der Bühne steckt: Zu sehen ist hier die Obermaschinerie des Schnürbodens mit einigen der 140 Tragseilführungen für die 28 Handkonterzüge.

Foto: Jürgen Moll

Im Teo Otto Theater fällt im Notfall der Eiserne Vorhang. So heißt in Theaterkreisen das große stählerne Rolltor, das bei einem Brand binnen weniger Sekunden geschlossen werden kann, um Zuschauerraum und Bühne zu trennen. Derlei Notsituationen hat es zum Glück in Remscheids kulturellem Schmuckkästchen noch nie gegeben - und der Zuschauer bekommt von diesem wichtigen Detail der Bühnentechnik auch gar nichts mit. Was sich am Rand und hinter der Bühne abspielt, bleibt das Geheimnis des Theaterteams.

Damit das Publikum die Magie des Augenblicks in vollen Zügen genießen kann, bleiben viele Helfer unsichtbar. Die Rolle, die sie auf dem Bühnenparkett spielen, ist indes genauso wichtig, wie die der Schauspieler, Tänzer und Musiker. Vom Zuschauerraum links gesehen ist das Inspizientenpult eingerichtet. Ein Kollege des achtköpfigen Technikteams steuert von hier die Vorstellung. Er gibt Kommandos für das Lichtstellwerk und für die Züge, an denen vom Schnürboden aus Kulissen und Scheinwerfer bewegt werden können.

Es gibt zwei Lichtzüge, die bis zu einer Tonne Gewicht tragen können. "Bei Theater-Neubauten hat man oft elektronische Züge. Als wir die Bühnentechnik vor ein paar Jahren saniert haben, wäre das aber für unser Haus zu teuer geworden", erzählt Theater-Geschäftsführer Lutz Heinrichs. Also werden die numerisch gekennzeichneten Seilzüge während der Vorstellungen von Hand bewegt - eine körperlich harte Arbeit, weiß der Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Müssen die Züge sehr viel Gewicht tragen, kann es sein, dass oberhalb der Bühne auf der Galerie ein weiterer Mitarbeiter zum Ausgleich Steine auflegen muss. Über Funk erhalten die Techniker vom jeweiligen Inspizienten Anweisungen, wann was bewegt werden muss. Die Präzision, mit der das geschieht, überrascht auch Heinrichs immer wieder.

Die Gast-Compagnien und Tourneetheater bringen in der Regel einen Mitarbeiter mit, der in Zusammenarbeit mit den Fachleuten des Teo Otto Theaters den Ablauf der Darbietung steuert. Das Zeitfenster für den Aufbau des Bühnenbilds richtet sich nach dem Aufwand der Gestaltung. Gerade die Tanz-Compagnien arbeiten heute mit ausgeklügelter Lichttechnik, die über viele Stunden eingerichtet werden muss. Das Teo Otto Theater hat einen großen Fundus von rund 200 Scheinwerfern, mitunter bringen die Gastensembles weitere mit.

Die Anlieferung von Beleuchtung, Requisiten und Kulissen erfolgt von der hinteren Bühnenseite durch große Tore. Auf der linken Bühnenseite ist der Platz für die Brandwache. Im Notfall könnte von hier die Sprinkleranlage und eben der "Eiserne Vorhang" ausgelöst werden.

Bei jeder Vorstellung ist ein Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr, der gleichzeitig Rettungsassistent ist, und zwei Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr präsent. Zuvor unternehmen die Experten noch einen gründlichen Rundgang durchs Haus, um Gefahrenquellen aufzuspüren und zu beseitigen.

Die Garderoben für die Bühnenkünstler liegen ein Stockwerk über der Bühne. Durch ein Treppenhaus kommen sie zur Vorstellung. Muss es schnelle Kostümwechsel geben, ist dazu am Bühnenrand Gelegenheit. Für diesen Fall stehen hier Garderobenständer bereit und es ist auch Platz für Garderobieren und Maskenbildner. Bis sich der Vorhang hebt und das Spiel beginnt, herrsche immer eine geschäftige Arbeitsatmosphäre, erzählt Lutz Heinrichs. Und ein wenig Aufregung ist auch dabei. Toi, toi, toi und dreimaliges Über-die-Schulter-Spucken als Glücksbringer seien unter Theaterleuten auch heute noch üblich.

(RP)
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