Remscheid Sicher Autofahren auch im hohen Alter

Remscheid · Hans-Ulrich Sander bietet im Auftrag der Diakonie Senioren Sprechstunden für Fragen rund ums heikle Thema an

 Hans-Ulrich Sander klärt übers Fahren im hohen Alter auf.

Hans-Ulrich Sander klärt übers Fahren im hohen Alter auf.

Foto: Peiseler

Blinken, schalten, überholen, bremsen, rechts abbiegen, Radfahrer beachten - und dann kommt auch noch eine neue Streckenführung. Wenn Hans-Ulrich Sander (63) mit einem Senior eine Fahrstunde vereinbart hat, will er ihn in Begleitung eines Fahrlehrers richtig unter Stress setzen, um sich einen Eindruck zu verschaffen, ob dieser Mann oder diese Frau noch geistig und körperlich in der Lage sind, unfallfrei ihr Auto durch den Straßenverkehr zu lenken.

Nach der Fahrstunde sagt der pensionierte Kraftfahrzeugsachverständige des TÜV dem in die Jahre gekommenen Fahrschüler die ungeschminkte Wahrheit. "Ob einer danach noch weiter fahren will oder nicht, ist seine eigene Verantwortung", sagt Sander. Er verfolge aber nicht die Absicht, Menschen die Freude am Fahren zu verderben und ihr Ende als Verkehrsteilnehmer einzuleiten. Im Gegenteil: "Ich will, dass die Menschen sich frühzeitig mit dem Thema beschäftigen, damit sie so lange wie möglich sicher fahren können", sagte Sander gestern im Seniorenbeirat. Heute gebe es viele technische Hilfsmittel wie Totwinkelassistent, Einparkhilfen, Kameras und Automatik, die Senioren das Fahren spürbar vereinfachen können.

Bei der Diakonie Remscheid hilft Sander seit April mit einem neuen Beratungsangebot. "Bei meiner Sprechstunde geht es immer um die Frage, wie kann ich im Alter meine Mobilität erhalten", sagt Sander. Als der 83-jährige Vater von Sander sich ein neues Auto kaufen wollte, empfahl der Sohn ihm, auf Automatik zu wechseln. Erfolglos. Einmal Schaltung, immer Schaltung. Das Ende vom Lied: Nach zwei Jahren musste der Vater den Wagen verkaufen, die Koordination zwischen Kupplung und Gangschaltung wollte nicht mehr zuverlässig gelingen. "Mein Vater hat aber den Führerschein behalten. Das war ihm wichtig", erzählt Sander. Die Nachfrage nach Beratung in diesen heiklen Themen hat laut Sander nach ein paar Wochen nachgelassen. Deshalb begrüßten es die Mitglieder des Seniorenbeirats nun, dass im neuen Seniorenbüro am Markt über dieses Beratungsangebot intensiv informiert werden soll.

Die Lenneper Hausärztin Dr. Bettina Stiel-Reifenrath will das Angebot im Kollegenkreis bekannt machen. Sander betont, niemand müsse irgendetwas nach dem Besuch der Beratung fürchten: "Alles, was besprochen wird, bleibt anonym." Übrigens: Senioren bauen weniger Unfälle als Fahranfänger. Nur wenn es scheppert, sind die Folgen meist heftig. Kontakt: Kirchhofstraße 2, Telefon 0 21 91/59 16 00.

(RP)
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