Remscheid Sicherheitsalarm unterm Weihnachtsbaum

Remscheid · Ein wunderschöner Engel betritt die Bühne des Teo Otto Theaters. In der Hand hält das blond gelockte Geschöpf eine rote Kerze. Die Melodie zum Lied lässt immer wieder Töne des Klassikers "Kling, Glöckchen, klingelingeling" erahnen. Lieblich weihnachtlich denkt sich der Zuschauer.

Doch bei der Weihnachtssatire von und mit Hans Scheibner geht es nicht nur besinnlich zu. Seit nun schon 16 Jahren stellt er sich jede Weihnachten mit seinem Kultprogramm dieselbe Frage: Wer nimmt Oma? Auf der Bühne nimmt er aktuelle Ereignisse, alljährliche Weihnachtstraditionen sowie alltägliche Probleme ins Visier. Dabei setzt der Satiriker auf eine gelungene Mischung aus Musik, Lesung und Schauspiel, die beim Publikum im am Sonntag gut ankam.

Dem Engel (Petra-Verena Milchert-Scheibner) folgte Scheibner als Weihnachtsmann. Der war allerdings gar nicht erfreut, wurde er doch beim Schlitten mit seinen Rentieren von Polizisten abgefangen. Mantel ablegen lautete der Befehl. Immerhin gelten erhöhte Sicherheitsauflagen und unter dem roten Mantel könne sich auch ein Attentäter verstecken.

Der Mann mit Rauschebart und ohne Mantel verschwindet aber nicht wieder einfach so: Er lässt Briefe auf Scheibners Tisch zurück. "Unerfüllbare Wünsche" steht drauf. Zum Beispiel der geschiedenen Frau, die auf keinen Fall ihren Mann zurückhaben will. Oder Angela Merkels Wunsch nach einer Mauer, damit Horst Seehofer seinen Willen bekommt und für sich in Bayern bleibt.

"Schrecklich gemütliche Weihnachten", denkt sich Scheibner und nimmt musikalisch und mit Tanzeinlage das hektische Last-Minute-Shoppen und andere Katastrophen wie den lichterloh brennenden Weihnachtsbaum zum Fest der Liebe aufs Korn. Andere Lieder handeln von den schönen Kindheitserinnerung oder dem verkleideten Vater. Wortreich witzig ging es zwischen dem Paar Herman und Hermine zu, die in ihrer Kommunikation immer aneinander vorbei redeten.

Mit dem gewissen Hamburger Charme in der Stimme las Scheibner auch aus seinem Buch Geschichten vor, die nicht nur davon handeln, dass keiner der Kinder Oma Katharina Beerbaum über die Feiertage nehmen will. Es geht auch um nachdenkliche Erzählungen, wie die des Jungen, der sein gerade erst erhaltenes Holzflugzeug wieder abgeben muss, weil es von einem russischen Kriegsgefangenen hergestellt wurde. Scheibner und sein Ensemble präsentierten eine sowohl besinnliche und heitere als auch bissig satirische Show über das Fest der Feste.

(lupi)
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