Remscheid Skulpturen über das Wesen der Zeit

Remscheid · Der Künstler Klaus Rinke stellt im Wuppertaler Skulpturenpark aus. "Derzeit - Über Zeit und keine Zeit mehr zu haben" heißt die Werkschau.

Es ist die Zeit, die unübersehbar im Mittelpunkt der aktuellen Ausstellung des gebürtigen Wattenscheider Künstlers Klaus Rinke steht, die noch bis zum 25. Juni im Wuppertaler Skulpturenpark zu sehen ist. Zur Eröffnung waren der Künstler, der vor zehn Jahren seinen Hauptwohnsitz nach Österreich verlegt hat, und der Ausstellungskurator Tony Cragg gekommen.

"Wir sind besonders glücklich und stolz, mit Klaus Rinke eine Ausstellung in Wuppertal machen zu können", sagt Cragg, britischer Bildhauer und schon lange in Wuppertal lebend. Rinke sei ein weltweit tätiger und renommierter Bildhauer und Künstler, der zudem als Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf lehre. "Seine Arbeiten sind aus dem Werkekosmos der 60er und 70er Jahre nicht wegzudenken. Rinke ist Individualist, war nie einer Gruppe angehörig", erläuterte Cragg zur Vita des ausstellenden Künstlers.

Rinkes Thema sei die Zeit, sagt der Kurator: "Die Idee dafür geht auf zwei Erkenntnisse zurück. Zum einen die Entdeckung der vierten Dimension Anfang des 20. Jahrhunderts. Zum zweiten das Erlangen eines Bewusstseins des Menschen darüber, dass die Zeit auch ohne einen selbst existiert und vergeht." In Rinkes Arbeiten zeige sich die Reflexion darüber, dass die Zeit auch trotz dieser Erkenntnis einen enormen Druck auf das Leben des Menschen ausübe.

Der Künstler selbst ist ganz in Schwarz gekleidet, auf dem Kopf trägt er eine ebenfalls schwarze Kappe. Um seinen Hals hängt natürlich eine Uhr. Sie ähnelt den Bahnhofsuhren, die er in seinen Werken gerne verwendet. Seine Gedanken zur Zeit sind recht eindeutig: "Die Zeit selbst können wir eigentlich gar nicht fassen, sie existiert praktisch nicht", sagt Rinke. Die echte Realität dauere doch nur eine Tausendstelsekunde, alles andere liege in der Vergangenheit oder in der Zukunft.

Anschließend begibt sich Rinke in durchaus apokalyptisch anmutende Gedankenwelten: "Am Ende gibt es nur noch Plutoniumfässer, alles ist vorbei, nur noch die Zeit verrinnt", sagt er etwa zu seinem Werk mit dem Titel "Plutonium", das auch acht großen, schwarzen PVC-Fässern besteht, über denen eine Bahnhofsuhr hängt. "Wir Menschen arbeiten doch schon die ganze Zeit daran, weltweit, dass wir uns zugrunderichten", sagt Rinke - und er klingt dabei weit weniger schwarzmalerisch, als es die Worte vermuten lassen.

Das Faible für die an sich recht schmucklosen Uhren rührt aus Rinkes Familiengeschichte: "Mein Vater, Großvater und Urgroßvater waren alle Eisenbahner, ich bin praktisch auf dem Rangierbahnhof in Wattenscheid großgeworden", erzählt er. Und der 78-Jährige ist überhaupt in Plauderlaune, spricht ebenso über seine Freundschaft mit der großen Pina Bausch wie über sein Studium an der Folkwang Universität, sein Leben in Los Angeles und seine Pläne für die Zukunft: "Bevor ich ins Gras beiße, möchte ich alles raushauen", sagt er trocken und ergänzt, dass ihm seine Mutter vorgemacht habe, wie "das mit dem Sterben" gehe. "Und mein letztes Wort, verlasst euch drauf, wird ein böses sein", sagt er schmunzelnd.

Ein Ausflug mit der ganzen Familie zur Ausstellung im Skulpturenpark lohnt sich auf jeden Fall. Denn die Werke sind eindrucksvoll anzusehen und können gut auch länger betrachtet werden, schließlich wirken sie auf jeden Betrachter anders. Die obere Ausstellungshalle im Skulpturenpark ist dabei mit drei riesigen Skulpturen, darunter auch die "Plutonium"-Fässer, gefüllt. Weitere Exponate gibt es in der unteren Ausstellungshalle zu sehen. Die Werke sind der Ausstellung teilweise von Tony Cragg geliehen worden, teilweise vom Künstler selbst.

(RP)
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