Remscheid So klingt der Blues jenseits des Mississippi

Remscheid · Der Singer-Songwriter Martin Harley sorgte im Rack'n' Roll für emotionale Momente.

Es gibt Musiker, denen sagt man nach, dass sie den Blues haben. Martin Harley erfüllt dafür alle Voraussetzungen. Er sagt von sich selbst, er wäre tief im Süden geboren. Allerdings fügt er grinsend hinzu, dass es um den Süden Londons geht. Doch auch wenn Großbritannien und die USA auf den ersten Blick in Sachen Blues-Tradition nicht so viel gemeinsam haben, erzeugte der Musiker am Montagabend im Rack'n'Roll mit seiner Gitarre eine Stimmung, die man mit Zügen, dem Mississippi und allgemein allem verbindet, was den Geist des Blues verkörpert.

Vom ersten Song an gab Harley die Marschroute des Abends vor und legte sich seine Gitarre für eine spezielle Technik so auf den Schoß, dass er sie wie ein Tasteninstrument spielen konnte. Der entscheidende Unterschied war, dass der Musiker es dennoch mit dem Zupfen hielt. Und wie er zupfte. Manchmal klang es so, als unterstützten ihn glatt noch ein oder zwei andere Gitarristen - so schnell flogen und rutschten die Finger über die Saiten. Doch bei aller spielerischen Raffinesse verlor Harley nie die Kernelemente des Blues aus den Augen. Seine Songs klingen nach ehrlichem Gefühl.

Besonders intensive Emotionen entfachten die langsameren Stücke, die zwar weniger auf Flitzefinger setzten, aber dafür durch die wandelbare Stimme des Sängers zum Genuss wurden. Je nach Bedarf wechselte der Brite gekonnt zwischen einem sanften Kuschelkurs und einer kraftvollen Rockstimme. Das verlieh den Songs entsprechend Charakter. Obwohl die Nachwehen der Nacht der Kultur spürbar waren und nur wenige Musikfreunde zum Konzert gefunden hatten, war die Stimmung im Publikum bestens. Die Besucher wippten den Takt mit, trommelten auch schon mal selbigen mit den Fingern auf den Tischen nach, applaudierten nach jedem einzelnen Stück, und selbst als Harleys Gitarre schon verklungen war, summten einige der Gäste noch die Melodien vor sich her. Schon am Samstag, 21 Uhr, geht es im Rack'n'Roll musikalisch mit der Marco Sicilia Band weiter, die eine Mischung aus Rock, Pop und Blues spielt und damit bis ins NRW-Finale des Emergenza-Festivals eingezogen ist. Marco Sicilia singt in seiner Muttersprache Italienisch und schreibt seine Lieder und Texte alle selbst.

(hathi)
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