Serie Stark - Ausgezeichnet So werben Jugendräte für Respekt

Remscheid · Der sechste Jugendrat setzte mit seinem Engagement Maßstäbe und erhielt im Nachhinein eine Auszeichnung.

 "Respekt - kein Platz für Rassismus" steht auf dem Schild einer Kampagne, die sich der sechste Jugendrat zu eigen machte. Viele andere - Institutionen und Organisationen - bewegte er dazu, sich der Bewegung anzuschließen.

"Respekt - kein Platz für Rassismus" steht auf dem Schild einer Kampagne, die sich der sechste Jugendrat zu eigen machte. Viele andere - Institutionen und Organisationen - bewegte er dazu, sich der Bewegung anzuschließen.

Foto: HN (archiv)

Als politischstes Jugendgremium wurde der sechste Jugendrat, Vorgänger des aktuell amtierenden Gremiums, beim Wettbewerb "Stark! Ausgezeichnet! Jugend engagiert" gewürdigt. Es war das erste Mal in der nun fast 13-jährigen Geschichte des Jugendrats, dass sich Mitglieder öffentlich so deutlich positionierten.

Als Sprachrohr für die Jugendlichen der Stadt werden alle zwei Jahre 15 Mitglieder zwischen 14 und 17 Jahren in den Jugendrat gewählt. Für gewöhnlich erarbeiten sie Projekte, um die Stadt für ihre Altersgruppe schöner zu gestalten, oder tragen die Belange ihrer Generation an die Politik heran. Im Rathaus sind sie "die" Ansprechpartner der Erwachsenen, wenn es um Kinder- und Jugendthemen geht. So wurden im vorigen Jahrzehnt viele kleinere und größere, vor allem aber langlebige Projekte verwirklicht, wie zuletzt die Parkour-Anlage in Bahnhofsnähe, ein ansprechender Bewerbungscomic für den Übergang zwischen Schule und Beruf, der "Kräwi-Bus" in Kooperation mit den Stadtwerken, der Jugendliche im Sommer seit einigen Jahren mit einer Linie zur Kräwinkler Brücke fährt und abholt. Doch der letzte Jugendrat, der im April 2014 im Rathaus vereidigt wurde, war von Anfang an anders. Nicht nur, weil damals zum ersten Mal in der zehnjährigen Gremiumsgeschichte mit Anne- Marie Faßbender eine junge Frau zur Vorsitzenden gewählt wurde, sondern auch, weil sich die Kandidaten mit ihren starken politischen Interessen abhoben, erinnert sich Sandra Schwabe von der Kinder- und Jugendförderung. Sie hat den Jugendrat intensiv begleitet und seine Entwicklung hautnah miterlebt: "Es war eine Gruppe, die mich selbst überrascht hat. Sie hatten einen starken Zusammenhalt und haben sich nicht kleinkriegen lassen. Sie hatten immer einen Plan B parat."

Relativ schnell, noch vor der großen Flüchtlingswelle 2015, hatte das Gremium eine Arbeitsgruppe Asyl eingerichtet, Spielaktionen für Flüchtlingskinder gestaltet. Sirin Seydo, selbst ehemaliges Flüchtlingskind, war dabei die treibende Kraft. Durch den Kontakt zur IG Metall, den ebenfalls ein Jugendratsmitglied herstellte, beteiligten sich die Jugendräte an der Kampagne "Respekt - Kein Platz für Rassismus" so stark, dass sie das Motto praktisch zu ihrem eigenen machten. Sie brachten viele Institutionen und Organisationen der Stadt dazu, sich der Kampagne anzuschließen, Stellung zu beziehen - für mehr Toleranz. Über 30 Schilder hingen in der Stadt. In Kooperation mit anderen Jugendeinrichtungen organisierten sie das Festival "RS United", das ebenfalls für ein buntes Miteinander steht. "Ihnen war es immer wichtig gewesen, für und nicht gegen etwas zu stehen", erklärt Schwabe.

Die Räte warben nicht gegen Rassismus, sondern für Toleranz und Akzeptanz und machten sich damit auch nicht nur Freunde, erinnert sich das ehemalige Jugendratsmitglied Ertugrul Altun: "Außer mit einer Partei, mit der wir eine Auseinandersetzung hatten, haben uns alle anderen unterstützt." Kein Wunder, findet der 18-Jährige: "Wir haben uns für Menschlichkeit eingesetzt und keine parteipolitischen Ziele verfolgt. Als Jugendratsmitglieder hatten wir uns verpflichtet, für die Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt etwas zu bewegen. Das galt unserer Meinung nach dann auch für die Kinder der Flüchtlingsfamilien. Für uns war das selbstverständlich." Dass sie für diese "Selbstverständlichkeit" im vergangenen Jahr eine Auszeichnung erhielten, überraschte Altun dennoch, aber er freute sich: "Es war eine tolle Bestätigung für uns und zum Schluss unserer Amtszeit auch eine wichtige Wertschätzung unserer Arbeit." Ihr Preisgeld haben sie dem nun amtierenden siebten Jugendrat überreicht, damit auch die neuen Jugendräte ihr Erbe einer toleranteren Gesellschaft, mit neuen Aktionen, fortführen.

MIT DIESEM BEITRAG ENDET DIE BM-SERIE ÜBER DIE GEWINNER DES EHRENAMT-PREISES.

(RP)
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