Rollhockey Abschied vom Stillen Brüter

Remscheid · Rollhockey-Bundesliga: IGR trennt sich nach dem 2:8 gegen Düsseldorf von Coach Andreas Reinert.

 Letzte Amtshandlung. IGR-Coach Andreas Reinert (hier mit Youngster Daniel Strieder) am Samstag bei einer Auszeit.

Letzte Amtshandlung. IGR-Coach Andreas Reinert (hier mit Youngster Daniel Strieder) am Samstag bei einer Auszeit.

Foto: Moll

Die Zeichen standen auf Sturm. Nicht erst am Samstag, nicht erst beim Krisengipfel der Vereinsführung unmittelbar nach der Schlusssirene, nicht nur wegen der vorangegangenen 2:8 (0:3)-Heimschlappe gegen den TuS Düsseldorf-Nord. Die IGR Remscheid und Trainer Andreas Reinert fuhren zuletzt irgendwie auf verschiedenen Gleisen. Was zwei Jahre funktionierte, klappte im dritten plötzlich nicht mehr. Es gab unterschiedliche Auffassungen, und auch Außenstehende gewannen den Eindruck, dass Team und Trainer nicht mehr dieselbe Sprache sprechen. Das hatte Folgen: Um 21.42 Uhr verschickte der stellvertretende IGR-Vorsitzende Georg Feldhoff am Samstag eine Pressemitteilung. Inhalt: "Trainer Andreas Reinert und der Vorstand der IGR Remscheid haben sich einvernehmlich getrennt. Die IGR bedankt sich für die in den vergangenen Jahren geleistete Arbeit. Das Training werden bis zum Saisonende die bisherigen Co-Trainer Marcell Wienberg und Markus Wilk übernehmen." Schlusspunkt.

Dass Reinert einen Spieltag vor Ende der Vorrunde nicht mehr die Verantwortung trägt, tut vielen im IGR-Lager leid. Besonders aus menschlichen Gründen. Der wackere Westfale war wohltuend bodenständig und keine Furie an der Bande. Um so kurioser, dass er genau deswegen vorzeitig seinen Hut nehmen muss. Denn mit seiner bedächtigen Art wurde der Stille Brüter zum Auslaufmodell, als seine zu braven Schützlinge den - sinnbildlichen - Tritt in den Allerwertesten gebraucht hätten. "Er hat die Jungs einfach nicht mehr erreicht", glaubte der IGR-Vorsitzende Gunther Brockmann erkannt zu haben. Die Folge war eine allgemeine Ratlosigkeit. Grundlegende Schwächen konnten auch nicht mehr damit übertüncht werden, dass das Verletzungspech ein Jahr lang wie ein fieser Virus in der Mannschaft grassierte. Sogar der Teamspirit drohte abhandenzukommen. Risse taten sich unter den Spielern auf, die im Familienbetrieb IGR bisher so nicht bekannt waren. So wurde aus der absehbaren Trennung nach der Saison eine vorzeitige.

Das schwächste Glied der Kette geht - auch weil die Spieler laut Brockmann Dampf machten. "Fünf Leistungsträger" (wenn man in diesen Tagen den Begriff überhaupt verwenden darf) hätten unter der Woche erklärt, nicht mehr mit dem Trainer Reinert zusammenarbeiten zu wollen. Auf der Tribüne stimmte der IGR-Anhang mit den Füßen ab und verließ vorzeitig die Halle. Einnahmen drohen zu bröckeln, die Reputation auch. Ein unheilvoller Mix, der darin mündete, was am Samstag um 21.42 Uhr verkündet wurde.

Jetzt sollen Marcell Wienberg, also Reinerts Vorgänger, und Markus Wilk mit den Spielern die verlorene Reputation zurückgewinnen. Die Zeichen stehen erneut auf Sturm. Jetzt allerdings für die Spieler.

(RP)
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