Schwerpunkt Alles muss raus

Remscheid · Athleten aus der Region starten bei der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft in Nürnberg und bei der Schwimm-WM im russischen Kazan.

Sommerloch? Das ist bei den Sportlern abgeschafft. Längst bereiten sich die Fußballer auf den nahenden Saisonauftakt vor, auch die Handballer trainieren schon fleißig für die kommende Spielzeit. Und für die Ausnahmekönner der Leichtathleten und Schwimmer stehen in diesen Tagen mit DM beziehungsweise WM sogar der Saisonhöhepunkte bevor. Das gilt für . . .

Anja Roggel

Sie hatte die Qual der Wahl, aber die Entscheidung fiel schnell: "Ich werde bei der Leichtathletik-DM in Nürnberg über die 1500 Meter antreten", sagt Anja Roggel. Die ehemalige Remscheiderin, die inzwischen für LAV Bayer Uerdingen/Dormagen startet, hat auch die Qualifikation für die 800m-Distanz in der Tasche. Aber die Vor- und Endläufe auf beiden Strecken liegen eng beieinander, so dass eine Distanz auf der Strecke bleiben musste. Roggel gab den 1500m den Vorzug. Ihr Ziel? "Sich fürs Finale zu qualifizieren wäre schon schön." Dieses Selbstbewusstsein kann sie sich erlauben, denn ihre Leistungskurve zeigt unvermindert nach oben. Vor zwei Wochen startete Roggel, die bei der U 23-DM der Junioren-DM in Wetzlar über 1500 Meter und mit der 3x800m-Staffel ihres Vereins jeweils Titel gewann, bei der Westdeutschen Meisterschaft in Recklinghausen über die 800 Meter und landete mit der Saisonbestzeit von 2:07,71 Minuten auf Rang drei. In Wetzlar hatte sie über 1500m mit neuer persönlicher Bestleistung von 4:23,41 Minuten die Ziellinie überquert. "Die letzten Tests waren auch sehr gut, ich bin hoffnungsvoll", sagt Roggel, die allerdings weiß: "Ich muss schon im Vorlauf zügig laufen, um tatsächlich ins Finale zu kommen." Nicht zuletzt freut sie sich darauf, vor einer großen Kulisse auftreten zu können, denn: "Dann kriegt man schon beim Betreten der Anlage so ein schönes Gänsehaut-Feeling."

1500m: Samstag, 12.50 Uhr Vorlauf; Sonntag, 15.45 Uhr, Finale.

Kira Biesenbach

Die lange Leidenszeit ist wie weggeblasen. Über ein Jahr ist es her, als sich Siebenkämpferin Kira Biesenbach beim Hürden-Training einen Kreuzband- und Außenmeniskusriss zuzog. Danach war Geduld gefragt: Operation, Reha, langsames Aufbautraining. "Wenigstens konnte ich die Zeit nutzen und mein Lehramts-Studium voranbringen", sagt die 22-Jährige Wermelskirchenerin und lacht. Ihre Fröhlichkeit hat sie sich jedenfalls nie nehmen lassen, und aktuell hat sie auch allen Grund dazu. Denn der Genesungsprozess ist abgeschlossen und sie nähert sich mit Riesenschritten ihrer alten Leistungsfähigkeit. Was der U 23-Vizeeuropameisterin und WM-Teilnehmerin von 2013 noch fehlt, ist Wettkampf-Praxis. Die wird jetzt nach und nach gesammelt: Am gestrigen Abend startete sie mit der 4x100m-Staffel von Bayer Leverkusen beim Abendsportfest in Grevenbrück. Das war eine Art Generalsprobe, denn am Sonntag tritt das Quartett auch bei der DM in Nürnberg an. "Ich freu mich darauf", sagt Biesenbach, obwohl die Deutsche Meisterschaft zugleich der letzte große Freiluftwettkampf des Jahres sein wird. "Danach beginnt eigentlich nahtlos der Aufbau für die Siebenkampf-Saison im nächsten Jahr." Und deswegen will sie die Kür vor der Pflicht genießen und schielt auch nicht sonderlich nach Platz oder Zeit. Zumindest in diesem Fall verfährt Biesenbach ganz nach dem Motto: "In Nürnberg ist der Weg das Ziel."

4x100m: Sonntag, ab 11.45 Uhr.

Marike Steinacker

Sie brachte von der Universade im südkoreanischen Gwangju nicht nur eine Silbermedaille mit nach Hause. Ein höchst unliebsames Mitbringsel war auch eine hartnäckige Erkältung. "Langsam geht's aber wieder besser. Der Arzt hat mir grünes Licht gegeben, der DM-Teilnahme steht nichts im Weg", sagt die Dabringhausener Diskuswerferin Marike Steinacker. Der 23-jährigen Studentin, die für den TSV Bayer 04 Leverkusen antritt, wurden in Asien die klimatischen Bedingungen in Tateinheit mit klimatisierten Räumen, Bussen und Flugzeugen zum Verhängnis. "Da holt man sich schnell was weg", sagt Steinacker, die deshalb auch nicht genau weiß, wo sie im Hinblick auf den Diskuswurf-Wettbewerb am Samstag steht. "Einerseits bin ich ja voll im Saft, aber andererseits weiß man nicht so genau, ob eine Erkältung nicht doch etwas schwächt." In jedem Fall freut sie sich auf die DM. "Im Gegensatz zu Südkorea wird das Stadion in Nürnberg voll sein. Ich mag es, wenn die Zuschauer mitgehen und für eine echte Wettkampf-Atmosphäre sorgen", erklärt Steinacker. Am Samstag findet das Diskuswerfen statt, dann will sie versuchen, die 60-Meter-Marke zu knacken. Bei der Universade verfehlte sie dieses Ziel um 117 Zentimeter. "Vielleicht klappt's ja dieses Mal", hofft die 23-Jährige, die damit aber ganz pragmatisch umgeht: "Wenn's nicht funktioniert - danach gibt's ja auch noch Wettkämpfe in den Niederlanden oder in Belgien . . ."

Diskuswerfen: Samstag, ab 15 Uhr.

Christoph Fildebrandt

Heute fällt der Startschuss für die 16. Schwimm-Weltmeisterschaft im russischen Kasan. Allerdings nur für die Wasserspringer. Die Schwimmer sind erst ab dem 2. August dabei. Bis dahin muss sich Christoph Fildebrandt noch gedulden und kann sich nicht in Sicherheit wiegen. Der ehemalige Remscheider, der jetzt für die SSG Saar Max Ritter antritt, reist für die Freistil-Staffeln jeweils "nur" als Ersatzmann an. Bei der Quali bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin wurde der 26-Jährige über 100 Meter Freistil zwar Zweiter hinter Paul Biedermann - doch die Zeit von 49,68 Sekunden entsprach nicht seinen Vorstellungen. Er war weit von seiner Bestzeit auf der langen Bahn (48,84sec) entfernt. Über 50m Freistil (23,12sec) wurde Fildebrandt ebenso Sechster wie über 200 Meter Freistil (1:48.69 Minuten). "Ich werde mich aber nicht geschlagen geben", sagte Fildebrandt in einem Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung und fügte an: "Auch wenn alle anderen fit sind, werde ich es denen zeigen." Denn: Schwimmt "Filde" bei seiner vierten WM-Teilnahme vor den Wettkämpfen bessere Zeiten als die anderen Deutschen, kann er noch in die Staffel rutschen - und sich im Vorlauf für einen weiteren Start im Finale empfehlen. Mit Blick auf eine mögliche zweite Olympia-Teilnahme 2016 in Rio de Janeiro sagt er zudem: "Ich will unbedingt in die 4x200-Meter-Staffel. Wenn sich alle anstrengen, sind da die Chancen auf eine Medaille am größten."

Schwimmen: 2. bis 9. August.

(RP)
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