Jugendfußball Asche in Hackenberg, Sand auf Madagaskar

Lange ist es her, dass Rainer Donschachner Pfingsten zu Hause auf dem Sofa verbracht hat. Seit 1990 tritt er mit dem VfL Pirna-Copitz beim Junioren-Pfingstturnier der SG Hackenberg an. In diesem Jahr zum 25. Mal. "Und wir kommen sicher wieder", sagte der D-Junioren-Coach der Sachsen, die in diesem Jahr alle in lila-farbenen Jubiläumsshirts über die Anlage flitzten.

Überraschen können die Verantwortlichen der SGH den 66-Jährigen, der nur 1993 wegen eines Familientreffens in Österreich beim Turnier fehlte, trotz der langen Freundschaft immer noch: Die Gastgeber überreichten den Sachsen einen Jubiläumsteller. Doch nicht nur darüber wunderten sich die treuen Gäste. "Die Kinder konnten nicht glauben, dass hier noch auf Asche gespielt wird", sagte Donschachner: "Wir freuen uns schon auf den neuen Stadionrasen in Hackenberg." Und Betreuer Olaf Hergt ergänzte augenzwinkernd: "Bei uns spielt man auf Asche maximal Tennis."

Mit drei Teams (D-Junioren des VfL, E- und F-Junioren des 1. FC Pirna) traten die Sachsen beim Turnier an. "Würde uns die Stadt Pirna nicht finanziell unterstützen, wäre das überhaupt nicht möglich", erklärte Donschachner, der übrigens auch stellvertretender Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Remscheid-Pirna ist.

Bernd Schulte half den Gästen vor Ort. Er plante die Ausflüge zum Müngstener Brückenfest (Paddeln auf der Wupper) und in den Movie Park in Bottrop. "Alles war straff durchgetaktet", bemerkte der Remscheider. Straff durchgetaktet war in den vergangenen Jahren auch der Terminkalender von VfL-Trainer Rainer Donschachner. Seit 2010 reiste er immer im August nach Madagaskar, um dem Fußball des afrikanischen Inselstaates auf die Beine zu helfen. Donschachner organisierte dabei Trainer- und Kindercamps. "Gegen die Plätze aus tiefem Sand und Schotter ist die harte Asche in Hackenberg ideal", sagte der 66-Jährige: "Beim Lattenschießen auf Madagaskar muss man nach jedem Treffer das wackelige Tor wieder zusammenbauen."

Im ersten Jahr bildete er 38 Trainer aus. Und das mit acht Bällen. "Drei davon waren so kaputt, die musste ich wegschmeißen." Beim Zirkeltraining benutzte er Colaflaschen statt Pylonen, Koordinationsstrecken legte er aus Bambus. "Improvisationstalent war gefragt", bemerkte Donschachner. 2011, 2012 und 2013 betreute er ein Fußball-Kindercamp auf Sainte Marie, einer Insel kurz vor der madagassischen Ostküste. "Schon die Fahrt in einer Nussschale über die Wellen war ein Abenteuer."

Die "Freunde Madagaskars" aus Pirna betreiben in Afrika "Hilfe zur Selbsthilfe". Rainer Donschachner: " Der Verein unterstützt unter anderem den Bau von Schulen oder Wasserleitungen." Mit Sönke Paulsen, dem Jugendleiter der SGH, hat auch ein Lenneper schon geholfen. Vier Jahre hat sich Donschachner jeden August in den Flieger gesetzt. In diesem Sommer bleibt er aber zu Hause. "Auf Dauer sind die Reisen für mich zu teuer", sagt der 66-Jährige: "Vielleicht fliege ich zu meinem 70. Geburtstag noch einmal hin." Das Fußballcamp auf Sainte Marie soll bis dahin möglichst ohne ihn weiterlaufen - im Gegensatz zum Pfingstturnier der SGH.

Infos zu den "Freunden Madagaskars" im Internet unter www.freundemadagaskars.de

(RP)
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