Fußball Der Rubel rollt, die Mannschaft kickt

Remscheid · anstoss

Mit dem Endergebnis des gestrigen wichtigen Kellerduells beim VfL Benrath können wir nicht dienen - das Spiel war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet. Wohl aber mit der erfreulichen Tatsache, dass es überhaupt stattgefunden hat. Denn dass Fußball-Landesligist FC Remscheid gestern eine spielfähige Mannschaft aufbieten konnte, war wegen des leidigen Prämien-Streits zumindest bis zum Dienstag-Training noch unsicher. Weil da aber "allen Verpflichtungen nachgekommen" wurde, wie es im Duktus des Klubs hieß, und Co-Trainer Dirk Abel als überbringender "Geld-Postillion" die gefüllten Umschläge verteilte, wurde gestern anstandslos um Punkte und somit gegen den Abstieg gekickt.

Damit - das ist positiv - wurde ein Schlussstrich unter einen seit Monaten schwelenden Streit gezogen. Schon im November hatte die BM berichtet, dass beim FC Remscheid nicht die vereinbarten Punktprämien fließen. Das hatte der Verein öffentlich allerdings bislang stets ins Reich der Fabel verwiesen. Den Spielern gegenüber wurden nicht existente schriftliche Vereinbarungen als Grund für die ausbleibende Zahlung genannt - bis den Fußballern langsam der Kragen platzte. Und als dann in der vergangenen Woche der Gütetermin beim Arbeitsgericht mit Ex-Stürmer Serkan Hacisalihoglu ans Licht brachte, dass es sehr wohl dokumentierte Gespräche um die besagten 30 Euro pro Punkt gab, geriet der Verein offensichtlich zunehmend unter Druck.

Den Spielern ist dabei nichts anzulasten. Sie haben lange klaglos auf die Einhaltung der Zusagen gewartet, die ihnen vor der Saison gemacht wurden. Ob damals ein in Teilen anderer Vorstand im Amt war oder nicht, ist völlig uninteressant. Vielleicht hätten Spielervertreter bei der Krisensitzung am vergangenen Donnerstag nie die Muskeln spielen lassen, hätten handelnde Personen sie nicht immer wieder vertröstet oder eben die Rechtmäßigkeit der Zusagen in Zweifel gezogen - im Wissen darum, dass längst nicht alle Kicker gültige (weil nicht von beiden Seiten unterzeichnete) Verträge besitzen. Ein offenes Gespräch mit dem Eingeständnis von Finanzsorgen und dem festen Willen, gemeinsam eine Lösung zu finden, hätte da vielleicht früh Wunder bewirken können. Denn eines kann dem Team nicht vorgeworfen werden: Das es aus lauter raffgierigen Söldnern besteht, denen der Verein wurscht und nur das eigene Portemonnaie lieb ist.

Nun ist die gröbste Gefahr, keine spielfähige Mannschaft zu haben und womöglich in die Insolvenz zu schlittern, erst einmal abgewendet. Auch das noch ausstehende März-Grundsalär soll angeblich noch in dieser Woche bezahlt werden. Das nimmt vorerst den Druck aus dem Kessel. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass noch sieben (hoffentlich erfolgreiche) Meisterschafts-Spiele bis zum Saisonende ausstehen und entsprechende Gelder auch weiterhin fließen müssen. Dies hinzubekommen, ist eine weitere Herausforderung. Vor allem dann, wenn es stimmt, dass sich tragende Säulen im Verein derzeit (mal wieder) alles andere als wohlgesonnen sind.

Ob der oder die aktuellen Lückenfüller - hinter den Kulissen wir schon gemunkelt, dass Geschäftsstellenleiter Lothar Steinhauer womöglich seinen neuen Arbeitgeber, FCR-Ex-Präsident Michael Kleinbongartz, angezapft haben könnte - erneut einspringen, muss abgewartet werden.

(RP)
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