Fußball Der "Sonnenkönig" sorgt auch beim FCR für Erstaunen

Der Teint von der Sonne verwöhnt, schicker Anzug, weltmännisches Auftreten: Am Rande des Heimspiels gegen Grün-Weiß Wuppertal tuschelten hartgesottene FCR-Fans schon über "den Eichberg vom Röntgen-Stadion". Mit dem Vergleich des einstigen Schalker "Sonnenkönigs" war der neue "Vize" Michael Kleinbongartz gemeint: Ein erfolgreicher Unternehmer, der aber mit seiner bisweilen nassforschen Art aneckt.

Jüngstes Beispiel: In einer "Presseerklärung", die in Klammern mit dem Namen des FC Remscheid versehen ist und offensichtlich aus der Feder der PR-Abteilung seiner Firma "Kukko" in Hilden stammt, äußert sich Kleinbongartz zum Thema Stadionneubau in Hackenberg. Während andere Vereinsvertreter - auch des FCR - mit dem Entwurf durchaus leben können und dies auch so kommunizierten, wirft Kleinbongartz plötzlich die Stirn in Falten. Die Öffentlichkeit, heißt es in dem Schreiben, dürfe sich aus seiner Sicht "nicht von der geplanten Modernisierung blenden" lassen, da "im beschaulichen Fußballplatz in Hackenberg künftig keine Bundesligisten mehr empfangen werden können, wie es beispielsweise 1988 beim Benefizspiel für die Opfer des Flugzeugabsturzes der Fall war".

Mal ganz abgesehen davon, dass die genannte Partie mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegt und es in weitaus jüngerer Zeit Spiele des FCR gegen Bundesliga-Teams (Schalke, Leverkusen) gab, bezieht sich der FCR-Vize wohl auf den Kunstrasen, der in Hackenberg verlegt werden soll und den die Profis noch meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Seltsam ist nur: Den Beobachtern der Verhandlungen mit der Stadt und dem Planungsbüro ist nicht in Erinnerung, dass Kleinbongartz jemals einen neuen Naturrasen-Teppich als Ersatz fürs Röntgen-Stadion gefordert hätte.

Das scheinbar eigenmächtige PR-Solo des Unternehmers stößt hinter den FCR-Gemäuern zumindest auf Erstaunen. Dass sich Kleinbongartz in der Presseerklärung als "Hauptsponsor" bezeichnet, findet auch nicht bei allen anderen Geldgebern Zustimmung. Und dass er entgegen erster Äußerungen für die laufende Saison immer wieder den Aufstieg als Ziel propagiert, trug ihm auch schon öffentlich einen Rüffel vom Trainer ein.

Alles zusammen sorgt in der Außendarstellung nicht gerade für ein einheitliches Bild eines Vereins, der froh war, in ruhigere Fahrwasser eingebogen zu sein und der endlich das "Projekt Zukunft" angehen will. Im letzten Satz seiner Presseerklärung schreibt Kleinbongartz noch, er bedauere die Entwicklung des FC Remscheid, der seinem Empfinden nach mittlerweile zwar wieder auf einem guten Weg sei, grundsätzlich jedoch "dem Anspruch eines großstädtischen Vereins nicht gerecht wird".

Ob Kleinbongartz diesem Anspruch gerecht wird, ist auch noch nicht raus. HENNING SCHLÜTER

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort