Fußball Die Jäger des verlorenen Platzes

Remscheid · Fußball-Landesliga: Der FC Remscheid gastiert am Sonntag bei Ex-Coach Zeljko Nikolic und dem 1. FC Wülfrath.

Was der FC Remscheid mit Indiana Jones zu tun hat? Eine ganze Menge. Wie im ersten Film der Indy-Reihe, reüssiert der Fußball-Landesligist wieder mal als "Jäger des verlorenen Schatzes". Es ist zwar kein religiöses oder okkultes Phänomen, dem die Kicker in teils abenteuerlicher Weise hinterherhecheln. Doch es ist für Viele ein Mysterium, warum die Sehnsucht nach dem Aufstieg vielleicht auch in dieser Saison nicht gestillt werden kann.

Die Fakten lassen wenig Spielraum für Hoffnungen: Fünf Begegnungen vor dem Saisonende beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Düsseldorf-West sieben Punkte. Auf den SC Velbert und Platz zwei, der vermutlich den Einzug in die Hoffnungsrunde der Relegation bedeuten wird, sind es sechs Punkte. Nicht eingerechnet allerdings das zusätzliche Torverhältnis-Handicap, das im Vergleich zu den Konkurrenten bleiern wie eine Eisenkugel ans FCR-Bein gekettet ist.

Nun sind immerhin noch 15 Punkte zu vergeben und es ist zudem noch nicht raus, ob denn alle Teams, die aktuell vor dem FCR rangieren, aus wirtschaftlichen Gründen tatsächlich aufsteigen wollen/können. Merkwürdige Resultate hat es auf der Zielgeraden einer Saison ja schon zuhauf gegeben. Ergo: Verloren ist für die Remscheider noch nichts. Einfach wird es für die Platz-Jäger aber auch nicht. Was wiederum an Konstellationen der besonderen Art liegt.

Am Sonntag (15 Uhr, Rheinkalk-Stadion, Silberberger Weg) gastiert der FC Remscheid beim 1. FC Wülfrath. Tabellarisch - der FCW ist Neunter - keine unlösbare Aufgabe. Allerdings bringt sie den Nachteil mit sich, bei einen Gegner antreten zu müssen, der a) noch mit Haut und Haaren um den Klassenerhalt kämpft und b) von Zeljko Nikolic gecoacht wird, der bekanntlich bis Ende Oktober Trainer der Remscheider war und der die FCR-Mannschaft mit dem ebenfalls entlassenen Manager Mike Zintner zusammengestellt hat. Das bringt zusätzliche Würze ins Duell.

Dass zudem Remscheids Torversicherung Miguel Lopez-Torres (erzielte 17 der 38 Remscheider Treffer) und der zuletzt starke Mittelfeldspieler Paul Fudala gesperrt sind, sorgt auch nicht gerade für euphorisches Gedankengut. Zumal Lopez beim 3:0 im Hinspiel zweimal traf. Das dritte Tor erzielte damals Haris Babic, für den die Saison allerdings längst beendet ist.

Trotzdem wird im Remscheider Lager trotzig auf die zuletzt starke kämpferische Leistung gegen Düsseldorf-West verwiesen - und die unwiderlegbare These gepredigt, dass der Aufstieg erst abgehakt wird, wenn rechnerisch nichts mehr geht. Das betonte Trainer Ingmar Putz, das sieht der aktuell erkrankte Sportliche Leiter Markus Hosnjak auch so. Langsam aber sicher müssen aber Punkte her, wenn die These Gehalt haben soll. Zumal die nach Wülfrath folgenden Aufgaben (gegen Cronenberg, beim SC Velbert, gegen DSC 99, in Ronsdorf) nicht vergnügungssteuerpflichtig sind.

Alle diese Details muss niemand Ingmar Putz erklären. Der 46-Jährige ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, was die Stunde geschlagen hat. Die Meisterschaft hält er angesichts der Umstände für "nicht mehr realistisch". Platz zwei sei aber ein "machbares Ziel", weil sein Team den derzeitigen Kronprinzen, den SC Velbert, ja noch selber beackern kann. "Diese Chance dürfen sich Trainer, Spieler und der ganze Verein nicht entgehen lassen."

"Blöd" sei natürlich, dass ausgerechnet jetzt Lopez-Torres, Fudala und mit ziemlicher Sicherheit auch der am Knöchel verletzte Julian Kanschik bei der für viele im FCR-Lager sehr speziellen Aufgabe nicht dabei sind. Lösungsmöglichkeiten (der genesene Kohlhaas für Fudala; Günther für Lopez-Torres) hat Putz im Auge, aber darauf will er sich noch nicht festlegen lassen: "Erst mal abwarten, was beim Abschlusstraining passiert."

Dass Wülfrath auf Torjäger Serkan Hacisalihoglu verzichten muss, der früher für den FCR spielte, am Sonntag aber wie Lopez-Torres wegen einer Roten Karte gesperrt ist, löst bei Putz keine Jubelstürme aus. "Ohne ihn ist Wülfrath scheinbar stabiler. Deswegen wäre ich nicht unglücklich gewesen, wenn er gespielt hätte", bekennt der Coach, der hofft, dass sich die Titel der frühen Indiana-Jones-Trilogie für den FCR inhaltlich nicht fortsetzen. Nach dem "Jäger des verlorenen Schatzes" kam erst "Der Tempel des Todes" - und schließlich "Der letzte Kreuzzug".

(RP)
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