Schwimmen Die SG Remscheid steht am Scheideweg

Remscheid · Analyse

Olympiamedaillen, Welt- und Europameistermeistertitel, nationale Meriten - der Schwimmsport in Remscheid ist reich an Tradition und großen Erfolgen. Athleten von Stephanie Ortwig bis Christoph Fildebrandt sorgten über Jahrzehnte für Furore. Auch heute können sich die Ergebnisse der Schwimmer sehen lassen. Aber aktuell steht die SG Remscheid am Scheideweg. Vor allem finanziell. Ob in der Stadt weiterhin leistungsorientiert trainiert werden kann, ist offen.

Am 1. Januar kommenden Jahres muss die von Remscheider SV, Lenneper SV, Waspo Remscheid und Lüttringhausener TV getragene Startgemeinschaft mit deutlich höheren Nutzungsgebühren kalkulieren. "Statt der bisher rund 15 000 Euro werden es dann in etwa 25 000 Euro pro Jahr sein", sagt SG-Geschäftsführer Dirk Jünger auf Nachfrage. Zum Vergleich: Der Gesamtetat der Startgemeinschaft bewegt sich bei rund 60 000 Euro.

Die Erhöhung der Gebühren fällt nicht überraschend vom Himmel, bringt die SG aber einmal mehr an ihre Grenzen. Hartmut Bau, Vorsitzender des Remscheider SV, sagt: "Der 1. Januar 2016 hängt wie ein Damoklesschwert über allem." Schon in diesem Jahr, sagt Jünger, müsse die Startgemeinschaft an ihre Rücklagen gehen, die danach aufgebraucht seien. Und was dann?

"Die SG wird in jedem Fall weiterbestehen", verspricht Jünger. Die Frage ist allerdings: Wie? Weiter als Talent-Schmiede für den Leistungssport? Oder nur noch Breitensport-orientiert?

Da die Trägervereine selber genug Probleme haben und den Kostendruck der Schwimmer nicht auffangen können, werden fieberhaft Alternativen gesucht. Im Sponsoring arbeitet Dirk Krzyzaniak für den Vorstand daran, aber diese Einnahmen sichern das Überleben der SG in ihrer jetzigen For m ebenso wenig wie die Gespräche, die mit der klammen Stadt (die über die Sportpauschale die SG ohnehin unterstützt) oder den Stadtwerken als Betreiber von H2O beziehungsweise Sportbad geführt werden. Und auch die Einnahmen aus Großveranstaltungen wie der Deutschen Kurzbahnmeisterschaft der Behinderten oder der Verbands-Kurzbahnmeisterschaft, die die SG in diesem Jahr ausrichtet, beheben die Probleme aber nicht.

Inzwischen geht die Startgemeinschaft noch einen anderen Weg: Seit Anfang März wird die Kooperation mit einem Verein jenseits der Stadtgrenze geprobt. Es gibt gemeinsame Trainingszeiten, in denen SG-Trainer Jörg Schiemann nicht nur seine Schützlinge der Leistungsgruppen 1 (aktuell zwei Schwimmer) und 3 (17 Schwimmer) betreut. Das wiederum könnte bei den Wasserzeiten Synergien schaffen, die zur Kostendämpfung beitragen. Eine Entscheidung, ob dieses Projekt tragfähig ist und den gewünschten Nutzen bringen kann, soll noch vor den Sommerferien fallen.

"Wir müssen eben in alle Richtungen denken und nach vernünftigen Lösungen suchen", sagt Jünger. Wenn's nicht gelingt, "dann kann der Zeitpunkt kommen, an dem wir uns eben vom Leistungssport verabschieden müssen". Aber an diesen "worst case" mag der Geschäftsführer zurzeit nicht denken: "Ich bin guter Dinge, dass wir das hinbekommen."

(RP)
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