Bergischer Fußballer bei Real Madrid Ein Remscheider bei den Galaktischen

Remscheid · Sergio López Galache wurde im Bergischen geboren. Seit diesem Jahr spielt er in der U 19 von Real Madrid und wandelt damit auf den Spuren von Raúl, Jesé oder Carvajal, die allesamt an der Nachwuchsakademie ausgebildet wurden.

Am Ende waren sie nicht mehr an einer Hand abzuzählen. Weder die Beobachter, die die "Königlichen" Woche für Woche auf ihn ansetzten, noch die Zahl der anderen Klubs mit klangvollen Namen, die ihn unbedingt verpflichten wollten. Doch schon familienbedingt gab es für Sergio López Galache am Ende keine Wahl: Der 17-Jährige, der in Remscheid geboren wurde, unterschrieb im Sommer einen Vertrag bei Real Madrid und gehört damit seit Beginn dieser Saison zum A-Junioren-Nachwuchs der "Galaktischen".

López und Galache? Da werden die älteren Fußball-Fans im Bergischen hellhörig. Tatsächlich hat der 1,78 Meter große Rechtsverteidiger seine Gene scheinbar in der gesamten Familie eingesammelt. Opa Jesus "Tutschi" Galache ist nicht nur das Oberhaupt der sympathischen Familie. Der ehemalige Angestellte bei der Firma Diel in Remscheid-Vieringhausen trug früher als feiner Fußballer das Trikot des VfL Lennep. Seine Söhne Alberto und Luis waren nicht minder begabt. Sie spielten unter anderem beim FC Remscheid, Alberto sogar in der Regionalliga. Und Julio Lopez, der mit Eva Galache verheiratete Vater von Sergio, kickte früher unter anderem bei der SpVg. Radevormwald oder beim SV 09 Wermelskirchen.

"Ja, ein bisschen fußballverrückt ist diese Familie schon", schmunzelt Alberto Galache. Und er weiß, dass er damit nicht nur ein bisschen untertreibt. Der inzwischen 41-Jährige Onkel von Sergio hat die Karriere seines Neffen stets begleitet. Kritisch und unaufgeregt, wie es bei diesem Familienverbund nicht anders sein kann. Denn die Adjektive "geerdet und vernünftig" wurden vermutlich für die Lopez' und Galaches erfunden.

Als Julio Lopez 2003 - nach immerhin 33 Jahren - Deutschland den Rücken kehrte und mit Frau und Kindern zurück nach Salamanca ging, war Sergio gerade mal vier Jahre alt. Jetzt ist aus dem ballverliebten Steppke ein gestandener junger Mann geworden, der so viel Talent im rechten Fuß hat, dass halb Spanien um seine Dienste buhlte.

"Valencia, Atletico Madrid, Celta de Vigo, Malaga, Villareal - viele Klubs haben ihn auf der Liste gehabt", sagt Alberto Galache. Aber als Real kam, war die Entscheidung schnell gefallen. "So ein Angebot kannst du nicht ausschlagen. Du musst es wenigstens probieren."

Familien-Patriarch Jesus Galache standen ein paar Tränen im Auge, als er vom Vertrag für seinen Enkel erfuhr. Denn einen größeren Real-Fan als ihn kann es eigentlich nicht geben. Und jetzt spielt einer aus der eigenen Familie im blütenweißen Trikot. Für den Opa ging ein Traum in Erfüllung. Alberto Galache: "Mein Papa war in dieser Sekunde der glücklichste Mensch auf diesem Planeten." Er wäre vermutlich der Unglücklichste gewesen, wenn der Enkel zum Erzrivalen nach Barcelona gegangen wäre. "Aber das", schmunzelt Alberto Galache, "war die einzige Adresse, die niemals infrage gekommen wäre." Barca fragte vorsorglich auch nicht an . . .

Für Sergio López Galache hat lange nichts darauf hingedeutet, dass aus dem großen Talent ein sehr großes Talent werden würde. "Sergio spielte als Kind bei uns für UD Salamanca", schildert Alberto Galache den Werdegang. Doch als der Fahrstuhl-Klub, dessen Senioren lange Jahre immer zwischen Primera Division und Segunda Division pendelten, pleite war, ging Sergio zum zweitgrößten Klub der Stadt, Santa Marta. López-Galache, der langsam aber sicher immer mehr die Physis und auch die mentale Stärke seines Vaters Julio annahm, wurde immer besser. Und schließlich platzte der Knoten bei einem Turnier mit der regionalen U 17-Auswahl von Kastilien-León. Plötzlich sollte der Rechtsverteidiger mit dem großen Offensivdrang - manche vergleichen ihn in seiner Spielweise schon mit dem Ex-Leverkusener und Real-Stammspieler Daniel Carvajal - in der Jugend-Nationalmannschaft Spaniens spielen. Doch das klappte nicht, denn Lopez Galache verletzte sich im letzten Turnierspiel am Knöchel. Statt zur Nationalmannschaft zu fahren, musste er die Verletzung auskurieren.

Der Karriere tat das keinen Abbruch. Im Frühjahr dieses Jahres spielte er erst einmal wieder in der Landesauswahl und fuhr zu einem Turnier nach Saragossa. "Da war er vor den Augen der Real-Scouts wieder überragend", weiß Albert Galache: "Und als Sergio auf dem Rückweg war, kam schließlich die Anfrage von Madrid."

Während sich die Familie zuvor einfach nur über die Spielkunst des jungen Sergio gefreut hatte, wurde nun allen plötzlich klar: "Jetzt wird es ernst." Denn nur aus einer Laune heraus holt Real niemanden in seine Jugend-Akademie. "Er wurde immer von vier, fünf Scouts beobachtet", sagt sein Onkel Alberto, "und am Ende schickte der Verein 15 Beobachter zu einem Testspiel, zu dem Sergio von Real eingeladen wurde." Der junge Mann mit den bergischen Wurzeln überzeugte auch hier. Als Lohn gab es einen Zwei-Jahres-Vertrag für die U 19 und einen Anschlusskontrakt, der zunächst für die zweite Mannschaft von Real gilt.

Welch große Stücke die Madrilenen auf ihren Neuzugang halten, beweist der Umstand, dass Sergio Lopez Galache auch gleich in der offiziellen Meldeliste von Real für die U 19-Champions-League auftaucht. Am vergangenen Dienstag, beim 5:2-Erfolg bei Borussia Dortmund, war er allerdings nicht dabei. Da zauberte der Marokkaner Achraf Hakimi auf der rechten defensiven Seite, schoss dabei ein Tor und war an zwei weiteren beteiligt.

"Sergio soll sich erst mal bei Real eingewöhnen", sagt Alberto Galache. Dass er bei der von Ex-Nationalspieler Guti, mit bürgerlichem Namen José María Gutiérrez Hernández, betreuten A 1-Jugend schon mittrainieren darf, ist bereits ein erster Erfolg. Allerdings - und da kommt wieder das sympathisch-bodenständige der Familie heraus - dreht deswegen bei den Galaches und Lopez' noch lange keiner das große Rad. "Sergio soll ein normaler Junge bleiben. Und er soll in jedem Fall erst einmal sein Abitur machen", betont sein Onkel.

Denn jeder weiß, wie schnell eine hoffnungsvolle Karriere durch eine Verletzung beendet sein kann. "Und nur die wenigsten Jugendspieler setzen sich bei Real durch", sagt Alberto Galache. Aber der Versuch ist es wert. Und schließlich haben Spieler wie Juan Mata oder Juanfran ebenfalls "La Fabrica", wie das Jugend-Internat von Real heißt, durchlaufen. Heute spielen sie bei Manchester United und Atletico Madrid. Und auch das sind wahrlich keine schlechten Adressen.

(RP)
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