Handball Gebremste Euphorie an der Basis

Remscheid · Deutschland ist überraschend Europameister. An einen nun einsetzenden Boom glauben die Vereinsvertreter jedoch nicht.

Zwei Wochen lang begeisterten die deutschen "Badboys" nicht nur Handball-Fans, sondern die gesamte Nation. Ganz Deutschland fieberte vor dem Fernseher mit und sah am Ende den überraschenden EM-Triumph der Nationalmannschaft. Im Schnitt verfolgten 12,9 Millionen Zuschauer (42 Prozent Marktanteil) das Finale in Krakau, beim Abpfiff des Endspiels waren es sogar 17,4 Millionen Menschen (48,9 Prozent Marktanteil), die zusahen, wie die Deutschen ihren 24:17-Erfolg über Spanien feierten. "Ich hoffe, dass die Leute wieder vermehrt in die Hallen kommen und dass ein Handball-Hype ausgelöst wird", hofft Nationaltorwart Andreas Wolff, einer der Helden von Krakau, auf einen nachhaltigen Effekt. Doch hält diese große Euphorie auch länger an oder ebbt sie, so schnell wie sie gekommen ist, wieder ab?

Matthias Ueberholz, Jugendwart des JHC Wermelskirchen, hat dazu eine klare Meinung: "Die Begeisterung ist erst einmal eine Momentaufnahme. Ich glaube nicht, dass es anders ist, als nach dem WM-Titel 2007. Die Mannschaft muss erst einmal beweisen, dass sie das Potenzial halten kann." Markus Eigenbrod, Trainer des Landesligisten HSG Radevormwald/Herbeck, sieht das ähnlich. Er nimmt aber auch die Medien in die Pflicht: "Natürlich wäre eine anhaltende Welle der Euphorie wünschenswert. Doch in erster Linie ist wichtig, dass die Medien die Begeisterung aufnehmen."

Eckhard Schmied, Abteilungsleiter des TuS Wermelskirchen, denkt, dass es - wie nach dem Gewinn des Weltmeistertitels 2007 - zunächst mehr Neuanmeldungen geben wird. "Nach einiger Zeit wird von der Euphorie jedoch nichts mehr zu spüren sein", befürchtet Schmied.

Um dem Handball eine Perspektive zu bieten, ist es aber vor allem wichtig, den Nachwuchs zu unterstützen und zu fördern. "Es ist nun mal Fakt, dass immer weniger Kinder geboren werden. Also müssen sich die Vereine noch mehr ins Zeug legen, die Kleinen zum Handball zu holen. Denn mit sechs oder sieben Jahren kann ein Kind noch viel mehr lernen, als wenn es mit 15 Jahren das erste Mal Handball spielt", erklärt Horst "Mecki" Mettler vom ATV Hückeswagen. Er glaubt zwar an einen kleinen Boom, langfristig ist er jedoch eher skeptisch.

(RP)
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