Schwimmen Heimspiel für Hannes Schürmann

Remscheid · Schwimmen: Remscheider Ausnahme-Athlet startet am kommenden Wochenende im Sportbad bei der Kurzbahn-DM. Im Fokus stehen aber auch die Qualifikationen für die Europameisterschaft auf Madeira und die Paralympics in Rio.

 Viel erreicht, viele Ziele: Bei Hannes Schürmann reiht sich aktuell Großereignis an Großereignis.

Viel erreicht, viele Ziele: Bei Hannes Schürmann reiht sich aktuell Großereignis an Großereignis.

Foto: Marco Knisse/parasport-photo.de

Um 5.50 Uhr klingelte der Wecker, um sieben Uhr war Abfahrt nach Köln-Müngersdorf ins Leistungszentrum, ab acht Uhr eine Stunde Athletik- und Koordinationstraining sowie Dehnen, danach eineinhalb Stunden Training im Wasser, 50 Minuten Rückfahrt, ein Pressetermin - erst dann wird abgeschaltet. So erlebte Hannes Schürmann am Wochenende einen für ihn sogar eher unnormalen Samstag. Denn Remscheids Aushängeschild in Sachen Behindertensport kränkelt gerade ein wenig. Sonst wäre das Training vormittags noch intensiver gewesen und am Nachmittag wäre noch ein ausgiebiges Fahrradfahren ins Programm gerückt. Ein Wahnsinns-Aufwand für einen Leistungssportler, den manche trotz des extremen Aufwandes nicht sofort als solchen erkennen.

"Ja, ich stoße manchmal an meine Grenzen und muss gegen den inneren Schweinehund kämpfen", gesteht der bald 18-jährige Remscheider, der für die SG Bayer schwimmt. "Vor allem morgens." Schließlich steht in der knapp bemessenen Freizeit auch noch das Büffeln für den Schulabschluss im kommenden Jahr am Berufskolleg in Opladen auf dem "Dienstplan". Andererseits: Die Erfolge entschädigen für die großen Mühen. Wie viele Deutsche Rekorde er in seiner Startklasse inzwischen hält, weiß Schürmann schon gar nicht mehr genau. Zwei Weltrekorde (800m Freistil und 200m Rücken) und ein Europarekord (1500m Freistil) sind leichter zu merken.

Hannes Schürmann steht gerade mitten in der Vorbereitung auf den nächsten Saisonhöhepunkt - den EM-Qualifikationswettkampf in Amsterdam vom 10. bis 13. Dezember. Dort geht es mit dem Bundeskader auf der langen Bahn um Zeiten und Punkte, um sich für die EM in Funchal/Madeira sowie die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro zu qualifizieren. Da kommt die Kurzbahn-DM am Wochenende in Remscheid fast schon ungelegen.

In der Heimat zu starten und nach Möglichkeit gut auszusehen, ist für Schürmann aber Ehrensache. "Es ist schön, vor der eigenen Haustür anzutreten", sagt er, obwohl er Rummel um seine Person eigentlich gar nicht so sehr schätzt. Genauso wenig wie die Diskussion über seinen möglichen Start bei den Paralympics. "Manchmal nervt es, wenn man ständig nur danach gefragt wird", sagt Schürmann. Denn darüber gerät fast in Vergessenheit, dass er im Behindertsport bereits fast alles erreicht hat, was zu erreichen ist. "Aber die Paralympics sind natürlich ein Ziel, das ich mir gerne erfüllen würde", bekennt der Schüler.

Ob es mit der Nominierung für den großen Event unterm Zuckerhut klappt? Schürmann zuckt mit den Schultern, denn das hängt von vielen Faktoren und einer Mehrjahreswertung ab. "Ich gebe jedenfalls alles, um das Ziel zu erreichen." Dass er noch jung ist und notfalls für 2020 in Tokio einen neuen Anlauf nehmen könnte, weiß Schürmann. Er sagt aber auch: "In vier Jahren kann so viel passieren. So weit kann man jetzt nicht planen. Gedanken darüber mache ich mir später."

Jetzt kommt erst einmal die Deutsche Kurzbahn-DM in Remscheid. Schürmann findet, dass das eine gute Gelegenheit ist, für den Behindertensport, aber auch die Inklusion Werbung zu machen. "Die Zuschauer werden auf ihre Kosten kommen", glaubt der 17-Jährige.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort