Fußball Ich bin dann mal weg - Carsten Stopka macht Feierabend

Remscheid · Der Obmann des Fußballkreises zieht sich zurück. Nachfolgerin wird Aylin Caliskan.

 Es gibt eine Zukunft ohne Spielpläne, Tabellen und Proteste: Carsten Stopka.

Es gibt eine Zukunft ohne Spielpläne, Tabellen und Proteste: Carsten Stopka.

Foto: hertgen

Das Pokalfinale der Damen noch, dann ist Schluss. Dann hängt Carsten Stopka seinen Nebenjob beim Fußballkreis an den Nagel. Seit April 2013 ist er Fußballobmann, ein Titel, der ihm nie gefallen hat, weil er so wenig fortschrittlich, so verstaubt klingt. Seine Arbeitsplatzbeschreibung war umfangreich und schloss die Abwicklung des kompletten Spielbetriebs ein. Dass er seinen Posten nach dem Damen-Pokalfinale am 14. Juni an Aylin Caliskan abgibt, die gestern ihren Abschied als Geschäftsführerin beim Dabringhausener TV "aus persönlichen Gründen" bekanntgab und sich künftig dem VfB Solingen anschließt, hat mehrere Ursachen.

Den, den Stopka zuerst nennt, ist der Beruf. "Ich habe kaum noch Zeit zum Durchatmen", sagt der Vermögensberater. Aber sein Hauptberuf ist eben nur ein Mosaikstein in einem Bild, dass am Ende für ihn persönlich kein durchweg Freudvolles mehr war.

Stopka, der zum Saisonende auch sein Traineramt bei der Turngemeinde Hilgen (U 17-Mädchen) abgibt, fehlt der Zusammenhalt im Kreisgebiet, das Verfolgen gemeinsamer Ziele. "Hier gönnt keiner dem anderen das Schwarze unterm Fingernagel", sagt er über die Vereinslandschaft. Fairness, Weitblick, Moral - ihm wichtige Werte kämen zu kurz.

Als Beispiel dafür nennt er die Entscheidungen, die zuletzt am "Grünen Tisch" getroffen werden mussten. Da war beispielsweise der Nicht-Aufstieg des FCR II in der vergangenen Saison. Oder der jüngste Einspruch des BV Burscheid im Aufstiegsrennen, der beinahe entscheidend für den Abstiegskampf geworden sei. "Die Einsprüche waren berechtigt. Punkt. Aber muss man Dinge einfordern, wenn sie auf dem Platz gelöst werden können? Ich finde es schöner, wenn Entscheidungen im Spiel und nicht vor der Spruchkammer fallen."

Ernst wird seine Mimik auch, wenn er das leidige Thema "Gewalt auf den Fußballplätzen" zur Sprache bringt. Da nimmt er kein Blatt mehr vor den Mund. "Es ist purer Zufall, dass auf unseren Plätzen noch niemand totgeschlagen oder in den Rollstuhl geprügelt wurde." Rumms. Stopka weiß, dass er damit nicht die Meinung aller im Kreis vertritt, aber er findet, dass die latente Neigung zur Gewalt steigt. Und er sieht sich und seine Mitstreiter eher hilflos in der Beobachterrolle: "Das ist ein gesellschaftliches Problem. Der Fußball ist Bestandteil dieser Gesellschaft, kann die Dinge aber nicht alleine lösen." Was, fragt Stopka, hätten "all die runden Tische der Vergangenheit gebracht, an denen Vereinsvertreter sitzen, die gar nicht selbst betroffen sind und deren Einfluss auf die betreffenden Spieler gering ist?"

Allerdings ist Stopka kein passionierter Schwarzmaler, der seine und die Arbeit des Kreises durchweg niedermacht. Im Gegenteil. "Wir haben in den letzten zwei Jahren viel Positives bewegt", findet er. Der Kreispokal-Wettbewerb sei "deutlich aufgewertet worden", das jüngste Finale in Reinshagen sei sportlich, aber auch von der Atmosphäre "ein absoluter Höhepunkt" gewesen. Auch den Kreis-Hallenpokal wiederbelebt zu haben, bewertet er als Gewinn für die Fußballer und die Vereine der Region. Und schließlich sei ein wenig Entbürokratisierung - Stichwort: Lochen der Spielerpässe - gelungen. "Eine Erleichterung für alle - Kreis und Klubs."

Dem Fußball - das weiß Carsten Stopka sicher - wird er verbunden bleiben. Wie, wo, wann und mit wem, darüber hat er sich noch keine Gedanken gemacht. Wohl aber über die Zukunft des Fußballs im Kreis, der ihm eine Herzenssache ist. Und dafür formuliert er zwei Wünsche. Erstens: "Ich hoffe, dass die Klub-Vertreter öfter über den Tellerrand blicken und ihre Vereinsbrille häufiger beiseitelegen." Und zweitens: "Hoffentlich nutzen die Vereine die Angebote des Kreises mehr als bisher und sehen ihn als Partner und nicht als Gegner. Das sind wir nämlich nicht automatisch, nur weil wir auch Dinge umsetzen müssen, für die wir gar nicht verantwortlich sind."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort