Handball Jähnichen macht's wie der Herr Papa
Remscheid · Handball-Oberliga: HG Remscheid gewinnt im Endspurt gegen BHC II. Panther-Pleite im Topspiel beim TV Aldekerk.
HG Remscheid - Bergischer HC II 24:23 (8:11)
Der Papa war sichtlich stolz auf den Sohnemann - und tatsächlich fühlte sich Stefan Mehlhorn an die eigene lange Handball-Karriere erinnert: "Es war schon gut, dass er einfach weitergemacht hat. So habe ich das früher auch immer gehandhabt." Danyon Jähnichen - so heißt Mehlhorns 18-jähriger Filius - war nämlich der Spieler des Abends in der Halle Neuenkamp, denn dem Rückraumschützen aus der A-Jugend gelang im wichtigen Nachbarschaftsduell mit dem BHC der späte Ausgleich zum 23:23 und damit die entscheidende Initialzündung, die wenige Momente vor Abpfiff Neuzugang Lucas Wieczorek zum Siegtreffer per Tempogegenstoß animierte.
Kurz zuvor hatte Linkshänder Jähnichen, der vorher schon mit der HGR-A-Jugend gegen Krefeld-Oppum gewonnen hatte und am Sonntagmorgen auch noch in der zweiten Mannschaft gegen den HC Wermelskirchen ran musste, einen katastrophalen Fehlpass gespielt, den die Solinger durch Felix Korbmacher zum fast schon entscheidenden 21:23 (57.) verwerten konnten. Doch die neuformierten Gastgeber gaben sich vor knapp 400 Zuschauern nicht auf und kämpften beherzt weiter. Die Belohnung dafür folgte.
Entsprechend erleichtert zeigte sich HGR-Trainer Heino Kirchhoff hinterher: "In unserer Situation nehme ich diese beiden Punkte natürlich besonders gerne. Wir waren über weite Strecken klar unterlegen, doch wir haben immer an uns geglaubt. Sicherlich war Danyon nach seiner Hereinnahme der Matchwinner, denn er stand er auch in der Abwehr sehr stark."
Beim ersten Oberliga-Auftritt zeigte die Remscheider Mannschaft gegen die Solinger mit dem Ex-Remscheider Lars Oberdick (6 Tore) zwei Gesichter. Nach einem vielversprechenden 2:1-Start durch die Treffer von Luca Lewandowski und Neuzugang Florian Funk brachten die Gastgeber besonders im Angriff nicht mehr viel zustande. Die Solinger übernahmen die Kontrolle, setzten sich über 6:3 bis auf 9:5 (22.) ab und sahen beim 18:12 (43.) sowie 21:15 (48.) wie der sichere Sieger aus. Die routinierten Kräfte wie Jacek Krajnik, Lukas Steinhoff und Fabian Zarnekow blieben derweil einiges schuldig.
Apropos Zarnekow: Der Rückraumspieler absolvierte sogar seinen ersten Angriff noch mit dem Aufwärmtrikot, ehe ihn Co-Trainer Detlef Randzio mit dem richtigen Stoff ausrüstete. Dafür waren es die Youngster, die der neuen Remscheider Mannschaft den Stempel aufdrückten und für die Wende verantwortlich waren. Allrounder Lewandowski zum Beispiel ackerte über die komplette Spielzeit und steuerte vier wichtige Tore zum Sieg bei. Der aus Solingen gekommen Wieczorek deutete ebenfalls seine Vielseitigkeit an und war direkt mit fünf Treffern bester Feldtorschütze der HGR. "Letztendlich wäre eine Punkteteilung wahrscheinlich gerechter gewesen. Aber so haben wir zum jetzigen Zeitpunkt schon mal einen Zähler mehr als vergangene Saison", meinte Kirchhoff augenzwinkernd.
TV Aldekerk - Bergische Panther 36:33 (15:17)
Den Aufgalopp in die neue Spielzeit hatten sich die Panther anders vorgestellt. In einer torreichen Partie mit einer Achterbahnfahrt der Gefühle unterlag die Mannschaft letztlich verdient, weil sie zu viele einfache Fehler machte.
Beim 0:3 nach nur vier Minuten war Panther-Spielertrainer Erwin Reinacher bereits gezwungen, seine erste Auszeit zu nehmen. Das zeigte Wirkung, denn danach kam sein Team besser ins Spiel und "setzte endlich um, was vorher geplant wurde", so Reinacher. Der Coach sah sein Team wenig später mit 11:8 (18.) in Führung liegen, doch anstatt den Vorsprung weiter auszubauen und den Sack bereits vor der Pause zuzumachen, sorgten schon da individuelle Nachlässigkeiten dafür, dass Aldekerk bis zum Seitenwechsel auf Tuchfühlung blieb.
Ein Spiegelbild des ersten Abschnitts war die Startphase nach der Halbzeit. In nur 75 Sekunden mussten die Raubtiere drei Treffer in Folge hinnehmen. Wieder nahm Reinacher eine Auszeit und wieder klappte es danach bis zum 26:24 (45.) besser. "Aber plötzlich wurden einige Spieler wieder total undiszipliniert und nahmen sich zu schnelle Abschlüsse. Hinzu kamen in dieser Phase ein schlechtes Rückzugsverhalten und keine Einhaltung von Absprachen", bemängelte Reinacher.
Aldekerk nahm die Mängelliste dankend an, kam ins Rollen, machte das 29:29 (50.) und erzielte im Anschluss fünf Treffer in Folge bis zum 34:29 (56.). Da war das Auftaktspiel entschieden. "Das war eine völlig unnötige Niederlage. Wir haben viel richtig gemacht, aber den Sieg trotzdem hergeschenkt. Echt bitter", sagte Reinacher.