Leichtathletik "Jetzt erst recht!" 25. City-Lauf wird nachgeholt

Remscheid · Die Jubiläums-Veranstaltung mit über 1500 Teilnehmern wurde gestern nach einer Bombendrohung abgesagt.

 Gähnende Leere, vorzeitiger Abbau und ein Krisenstab: Um zehn Uhr wurde der 25. City-Lauf abgesagt, der Abbau auch der Bühne begann unmittelbar danach. Organisator Dirk Riemer, RSV-Vorsitzender Hartmut Bau, Sparkassen-Vorstand Frank Dehnke und Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (von links) waren bedrückt.

Gähnende Leere, vorzeitiger Abbau und ein Krisenstab: Um zehn Uhr wurde der 25. City-Lauf abgesagt, der Abbau auch der Bühne begann unmittelbar danach. Organisator Dirk Riemer, RSV-Vorsitzender Hartmut Bau, Sparkassen-Vorstand Frank Dehnke und Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (von links) waren bedrückt.

Foto: hertgen

Der 15. April 2013 wirkt immer noch nach. Damals explodierten kurz vor dem Ziel des Boston-Marathons kurz nacheinander zwei in Rucksäcken versteckte Sprengsätze. Drei Zuschauer starben, 264 Zuschauer und Läufer wurden verletzt. Schreckliche Bilder, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben und gestern plötzlich wieder sehr präsent waren: Weil morgens um 6.28 Uhr eine Bombendrohung gegen den City-Lauf bei der Polizei eingegangen war, wurde die Jubiläumsveranstaltung gegen 10 Uhr sicherheitshalber abgesagt.

Zwar sei die Wahrscheinlichkeit groß gewesen, dass der anonyme Anrufer, nach dem die Polizei und der Staatsschutz aktuell fahnden, verwirrt sei. Aber das Risiko, dass doch etwas passiert, wollten weder der Remscheider SV als Organisator, noch die Stadtsparkasse als Sponsor tragen. "Wir haben 1500 Teilnehmer, darunter viele kleine Kinder. Und wir haben immer viele Zuschauer auf dem Rathausplatz und entlang der Strecke. Deswegen haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, die Veranstaltung abzusagen", erklärte Dirk Riemer, der Chef-Organisator des Remscheider SV.

Die Bilder aus Boston oder auch das Wissen um die am 1. Mai erfolgte Absage des Radrennens "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" (ebenfalls wegen einer Bombendrohung, nachdem die Polizei zuvor ein terrorverdächtiges Paar festgenommen hatte), taten bei der Entscheidung ein Übriges. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, der am Morgen ebenfalls einem eilig zusammengerufenen Krisenstab angehörte, hatte volles Verständnis für die Absage: "Das Risiko, dass etwas passiert, mag auch nach Einschätzung der Polizei minimal sein. Aber was ist, wenn dann doch eine Bombe zündet? Es tut mir sehr leid für alle, die verdammt viel Arbeit in diese Veranstaltung gesteckt haben oder dort starten und Spaß haben wollten. Aber es ist völlig richtig, den Lauf abzusagen."

Bereits morgens um sieben Uhr stand die Polizei mit den schlechten Nachrichten vor der Haustüre von Dirk Riemer. Danach wurden die Details auf der Polizeiwache am Quimperplatz besprochen und nach und nach auch die anderen Fakten bekannt. Denn der Anrufer hatte nicht nur den City-Lauf bedroht. Auch das H2O-Schwimmbad in Hackenberg (wurde daraufhin evakuiert und anschließend ohne Ergebnis untersucht), das Sana-Klinikum (dort sollte angeblich ein Sprengsatz in einem Fahrstuhl deponiert worden sein), die Schwebebahn in Wuppertal, eine nicht näher bezeichnete Einrichtung in Solingen sowie der Kölner Dom wurden - vermutlich vom selben Anrufer - mit Anschlägen bedroht. "Die Stimmen klangen jedenfalls sehr ähnlich", sagte Polizeipressesprecher Christian Wirtz.

So sehr Drohungen und City-Lauf-Absage die Organisatoren und die Stadtspitze auch mitnahmen, so wenig wollten sich alle der scheinbaren Bedrohung beugen. Sparkassen-Vorstand Frank Dehnke kündigte jedenfalls geradezu trotzig an: "Jetzt erst recht! Wir werden den 25. City-Lauf so, wie er heute geplant war, in jedem Fall 2016 nachholen." Ob zusätzlich oder statt der anderen von Remscheider SV und Sparkasse geplanten Veranstaltung, ließ Dehnke gestern noch offen: "Entscheidend ist, dass wir uns solchen Leuten nicht beugen."

(RP)
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