Fußball Rückkehr in die Abstiegszone

Remscheid · Morgen soll er wieder beim Training sein. Ungekrönt. Gottseidank. Nicht auszudenken, wie lange der Dschungel-Firlefanz um Thorsten Legat sonst noch gedauert hätte.

Fußball: Rückkehr in die Abstiegszone
Foto: (hn-)

Der angebliche "Legatinator" tauscht als Drittplatzierter nun wieder den australischen Regenwald gegen den bergischen Regen-Wald, das Camp mit dem Trainingsplatz, Sterne mit Punkten.

So unappetitlich die menschliche Versuchsanordnung in Australien auch gewesen ist, ihre Nachwehen sind noch nicht überstanden. Die Regenbogenpresse wird weiter auf den nächsten flotten Spruch lauern, den nächsten Fauxpas, die nächste Klatsch- und Tratschgeschichte. Wenigstens noch eine Weile, bis die nächste Sau durchs mediale Dorf getrieben werden kann.

Legat darf sich darüber nicht beklagen. Er hat von dem Rummel auch monetär profitiert und wird versuchen, den Dschungelaufenthalt weiter zu versilbern. Das ist legitim. Im Verein gucken sie dagegen eher sparsam. Vor ein paar Tagen ließ man im Netz wissen, der Hype um Trainer Thorsten Legat lasse "auch beim FC Remscheid die Verantwortlichen nicht ruhen". Deswegen versuche der finanziell klamme Klub Nutzen daraus zu ziehen und gehe jetzt "aktiv auf Sponsorensuche".

Erst langsam dämmert manchem, dass das Ballyhoo eben ein Legat- und kein FC-Remscheid-Hype ist. Und wer sich gestern noch gebauchpinselt fühlte, weil die großen Fernsehsender und Magazine der Republik nach bewegten Bildern und Interviews gierten und erwartete, dass Sponsoren Schlangestehen, der stellt nun fest, dass die Kasse trotzdem leer ist und der Verein nur die Bühne für einen mittelprächtigen Wanderzirkus war. Der Abstiegskampf in der Landesliga und die Zahlungen von Rechnungen und Spielerbezügen - das ist die wenig glamouröse Gegenwart. Und in der gibt es noch viele Fragen:

Wie ernst nimmt die Mannschaft den Coach nach dem Dschungel-Ausflug?

Welches Rezept hat er, um den Klassenerhalt zu sichern?

Wie wirkt sich sein Fehlen während der Vorbereitung aus?

Wieso wird das zweiwöchige Fehlen von Trainer Ingmar Putz in der Sommervorbereitung - das der Anfang seines frühen Endes war - immer noch anders bewertet, als das zweiwöchige Fehlen seines Nachfolgers?

Muss auch Legat bei weiterer sportlicher Erfolglosigkeit seinen vorzeitigen Rauswurf befürchten?

Würde sich Geschäftsstellenleiter Lothar Steinhauer ("Wenn er (Legat) hier kaputtgeht, gehe ich auch kaputt.") dann noch an sein "Welt"-Interview erinnern? Wie will der Verein den Legat-Hype kontrollieren, wenn er ihn selber befeuert? Steinhauer hat via Facebook mal eben die RTL-Dschungelcamp-Moderatoren Zietlow und Hartwich eingeladen. Zum ersten Heimspiel - inklusive "exklusivem Einblick in die Teambesprechungen unter Thorsten Legat in der Kabine des FCR". Das wäre eine Spielvorbereitung der anderen Art, wo man doch von den Spielern sonst stets volle Konzentration aufs Wesentliche verlangt.

Wie ernst nehmen die Geldgeber das alles noch?

Fazit: Das Dschungel-Dickicht hat Manche amüsiert, kann aber nicht den Blick aufs Wesentliche verbergen. Es geht auch beim FCR nie um Momentaufnahmen, sondern um Perspektiven, um Kontinuität, Seriosität, Bonität. Für Rudelgucken, Interviews und Facebook-Beiträge gibt's keine Punkte und auch keine Sponsorengelder. Der FCR ist vom Nichtabstieg vier Punkte entfernt. Der Abschwung in die Bezirksliga droht. Das ist kein Dschungel-Gedöns. Das ist real.

(RP)
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