Fußball Schiris fehlen an allen Ecken und Enden

Remscheid · Fußball: Die Vereine im Kreis 14 stellen zu wenig Unparteiische. Zum Anwärterlehrgang kamen nur 22 Interessierte.

 B-Ligist TuSpo Dahlhausen schickt Schiedsrichter Marcel Schuh (links), der seit neun Jahren Fußballspiele leitet. Andere Klubs im Kreis 14 rekrutieren dagegen überhaupt keine Referees.

B-Ligist TuSpo Dahlhausen schickt Schiedsrichter Marcel Schuh (links), der seit neun Jahren Fußballspiele leitet. Andere Klubs im Kreis 14 rekrutieren dagegen überhaupt keine Referees.

Foto: Moll

Wer im Fußballkreis Remscheid das Schiedsrichterwesen verfolgt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Situation von Jahr zu Jahr verschlechtert. Die Lethargie der Klubs, Unparteiische zu stellen, wird beklagt. Für den Kreisschiedsrichterausschuss unter der Leitung von Dirk Spiegelhauer stellt sie ein großes Problem dar. Schiedsrichteransetzer Sören Kronfeld ist nicht zu beneiden. Er hat auf der letzten Arbeitstagung noch einmal alle Vereine eindringlich darauf hingewiesen, dass es ohne genügend Schiris bald nicht mehr weitergeht.

Kronfeld ist dazu gezwungen, Woche für Woche etlich Kreisliga-Spiele unbesetzt zu lassen. Am ersten Spieltag blieben gleich sechs Begegnungen ohne fachkundige Leitung. Für den zweiten Spieltag am kommenden Wochenende sieht es noch schlechter aus. Dann werden nur die Partien der Kreisliga A und lediglich ein Spiel der B-Liga besetzt werden können. In allen übrigen Kreisliga-Spielen werden die Akteure auf sich allein gestellt sein. Die hiesigen Schiris pfeifen nämlich nicht nur hier. Die Leistungsstärksten leiten Spiele in Landes- und Bezirksliga und fehlen daher vor Ort.

"Würden viele Kollegen an den Wochenenden nicht mehrfach pfeifen, sähe die Situation noch weitaus schlimmer aus", sagt Kreislehrwart Sebastian Stein: "Die Vereine erheben den Anspruch, mit Schiedsrichtern bedient zu werden, schaffen aber selbst kaum die Voraussetzungen dafür", fügt er hinzu.

Unsicher war zunächst, ob überhaupt der Schiedsrichteranwärterlehrgang stattfinden kann. Im Vorfeld hatten sich nur fünf Interessenten angemeldet. Zur Überraschung erschienen zur ersten Lehrlektion am Montag 22 Interessierte, was jedoch immer noch die niedrigste Zahl seit Jahren darstellt (2013 waren es über 30). Neben den sieben möglichen Senioren- und zwölf Junioren-Schiedsrichtern kamen zwei Jungen und ein Mädchen, die unter der Altersbegrenzung von 14 Jahren liegen, aber dennoch mitmachen dürfen. Einmal mehr stellte sich heraus, dass die Mundpropaganda das beste Mittel ist, um Interessierte anzulocken. Die Aktion, die Schulen anzuschreiben, um Schiris zu rekrutieren, verpuffte.

Wie ernst die Nachwuchsprobleme im Schiedsrichterwesen vom Kreisvorstand genommen werden, bewies Frank Tammschick. Der Vorsitzende des Fußballkreises Remscheid, selbst seit fast zwanzig Jahren als Schwarzkittel tätig, eröffnete den Anwärterlehrgang höchstpersönlich. Lehrwart Sebastian Stein, der seit knapp fünf Jahren für die Ausbildung der Schiris zuständig ist, und seine beiden Mitstreiter Patrick Suchy und Maurice Schönenbach wünschen sich, "dass alle bis zum Ende dabei bleiben, Freude am Lehrgang haben und hinterher auch gerne, gut und regelsicher pfeifen."

Der Kreisschiedsrichterausschuss gewährt jede nur erdenkliche Hilfe: "Wir begleiten jeden in den ersten Spielen. Niemand wird alleingelassen", sagt Stein. Ein guter Anfang garantiert jedoch noch kein gutes Ende. Stein weiß, dass nicht alle bei der Stange bleiben. Er ist gespannt, wie viele er morgen am zweiten Lehrgangstag begrüßen kann.

(RP)
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