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Fußball Vorsitzender und Vize dringend gesucht

Remscheid · Fußball: Nach über drei Stunden endet die Mitgliederversammlung des FC Remscheid mit gemischten Gefühlen.

 Übriggeblieben: Während Peter Helbeck (re.) als "Vize" wiedergewählt wurde, führt Dr. Ralf Flügge (li.) nur so lange die Geschäfte, bis ein Kandidat für den Vorsitz gefunden ist.

Übriggeblieben: Während Peter Helbeck (re.) als "Vize" wiedergewählt wurde, führt Dr. Ralf Flügge (li.) nur so lange die Geschäfte, bis ein Kandidat für den Vorsitz gefunden ist.

Foto: Moll

So viel Sitzfleisch wurde den Mitgliedern des FC Remscheid bei einer Hauptversammlung nur selten abverlangt: Von 19.02 bis 22.19 Uhr wurde am Mittwochabend in der einstigen Vereinsgaststätte Kockenberg getagt. 63 stimmberechtigte Mitglieder waren gekommen - und traten am Ende teils irritiert den Heimweg an.

Vor allem die Vorstandswahl gestaltete sich einen Tag nach dem Abstieg in die Bezirksliga schwierig. Dr. Ralf Flügge stellte klar, dass er nicht erneut für den Posten des Vereinsvorsitzenden kandidieren werde. Er wolle sich aber "nicht aus der Verantwortung stehlen" und werde die Geschäfte weiterführen, sofern sich niemand für das Amt anböte. Es fand sich niemand, also bleibt der 81-Jährige vorerst bis zu einer neu anzuberaumenden, außerordentlichen Versammlung im Amt. Damit bleibt Dieter Maar (2014) vorerst der letzte von den Mitgliedern gewählte FCR-Vorsitzende.

Wer für den Vorsitz infrage kommen könnte, ist unklar. Aus dem Plenum drängte keiner nach vorne. Auch der zuvor als möglicher Kandidat gehandelte Johannes Berenz (war anwesend) hielt sich bedeckt. Nun scheinen sogar Überraschungen nicht ausgeschlossen. Hinter vorgehaltener Hand wurde schon getuschelt, Ex-Spieler Peter Nattermann, der eigentlich den SV 09/35 Wermelskirchen neues Leben einhauchen will, könne ein Amt anstreben. In letzter Zeit war Nattermann auffallend häufig als Gesprächspartner und Beobachter beim FCR zu Gast.

Bei der Besetzung der beiden Stellvertreter-Posten (nach einer zuvor vom Plenum abgesegneten Satzungsänderung gibt es im verschlankten Vorstand künftig keinen Schatzmeister mehr) gab es ähnliche Probleme. Abgesehen vom bisherigen "Vize" Peter Helbeck, der zuvor schon seine Bereitschaft zur Kandidatur signalisiert hatte (wir berichteten) und dann auch mit großer Mehrheit gewählt wurde, fand sich niemand, der den kleinen Vorstand komplettieren wollte. Sechs Personen wurden vorgeschlagen, alle lehnten dankend ab. Auch der Ehrenvorsitzende Bernd Koch, der sich dabei ein kleines verbales Scharmützel mit der ihn vorschlagenden Ex-Schatzmeisterin Sigrid Meyer lieferte. Am Ende half alles nichts: Der FCR geht ohne den zweiten stellvertretenden Vorsitzenden und somit de facto mit eineinhalb vakanten Posten in die Sommerpause.

Eher bedächtig ging es beim Finanz-Thema zu, das im Vorjahr noch für reichlich Emotionen gesorgt hatte. Michael Dorfmüller berichtete als noch amtierender Schatzmeister, der Verein habe im Geschäftsjahr vom 1. Juli 2014 bis zum 30. Juni 2015 einen Überschuss von 1000 Euro erwirtschaftet. Für das noch laufende Geschäftsjahr - also vom 1. Juli 2015 bis 30. Juni 2016 - erwartet er "eine schwarze Null". Die Frage einer Aberkennung der Gemeinnützigkeit stehe "nicht im Raum", betonte Flügge.

Für Staunen bei den Spielern der ersten Mannschaft sorgte Dorfmüllers Aussage, der Etat des bisher in der Landesliga kickende Teams habe sich in der abgelaufenen Saison auf "100 000 bis 120 000 Euro" belaufen. "Wo ist denn das ganze Geld geblieben?", raunte einer der Spieler. In der neuen Saison wird der Etat halbiert, kündigte Flügge an.

Um das Präsidenten- und Trainer-Ringelreihen, das sportliche Abschneiden oder gar daraus entstehende Konsequenzen ging es nur am Rande. Der ehemalige Beiratsvorsitzende Dr. Hans Kind, ein inzwischen seltener Gast beim FC Remscheid, brachte allerdings die Gemüter in Wallung, als er mutmaßte, dass beim Verschleiß von mehreren Trainern in einer Saison etwas mit der Mannschaft nicht stimmen könne. Dagegen verwahrten sich die Spieler um Kapitän Domenico Cozza deutlich, der stattdessen die Umstände rund ums Team als "Zumutung" geißelte.

Breiten Raum nahm schließlich ein Fragenkatalog ein, den Uwe Loh mitgebracht hatte und bei dem es um offene Zahlungen, juristische Auseinandersetzungen oder den Rücktritt von Trainer Thorsten Legat ging. Dr. Flügge erwies sich auch hier - wie schon bei der Versammlungsführung zuvor - als Taktiker. Er beantwortete mal Charmant, mal polternd die Punkte des "Pamphlets", wie er es nannte, ging einigen Fragen aber auch aus dem Weg. Dafür versäumte er es nicht, der Presse - gemeint war unausgesprochen die BM - in diesem Zusammenhang negative Berichterstattung vorzuwerfen.

(RP)
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