Fußball WM im Krisengebiet, Lenneper ist dabei

Remscheid · Fußball: Jens Jockel, Südamerika-Direktor des alternativen Weltverbandes ConIFA, fährt zum Turnier in Abchasien.

 Auch im modernen Fußball-Stadion in Suchumi, der Hauptstadt Abchasiens, wird ab dem morgigen Sonntag um den WM-Titel gespielt.

Auch im modernen Fußball-Stadion in Suchumi, der Hauptstadt Abchasiens, wird ab dem morgigen Sonntag um den WM-Titel gespielt.

Foto: ConIFA

Das Auswärtige Amt rät Deutschen aufgrund der prekären politischen Situation von einer Reise nach Abchasien dringend ab. Der Lenneper Jens Jockel fährt trotzdem hin. Freiwillig und in einer friedlichen Mission. Denn in der Hauptstadt Suchumi und im 15 000-Einwohner-Städtchen Gagra wird ab Sonntag die Fußball-Weltmeisterschaft des alternativen Weltverbandes ConIFA ausgetragen. Und Jockel ist als Verbands-Funktionär hautnah dabei.

Abchasien bildet den nordöstlichen Zipfel von Georgien und sieht sich selbst als unabhängigen Staat an. Völkerrechtlich gehört es aber zu Georgien, was die Lage nicht gerade einfach gestaltet. Nach Auskunft des Auswärtigen Amtes steht die Region seit 1993 "nicht mehr unter der Kontrolle der georgischen Regierung". Die Sicherheitslage sei "seitdem nicht berechenbar. Es kommt zu Zwischenfällen, unter anderem zu kriminellen Übergriffen". Und: "In einigen Teilen der Region liegen noch immer ungekennzeichnete Minen und Blindgänger."

Trotzdem trägt die ConIFA mit zwölf Mannschaften die WM in zwei Stadien in der Region zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer aus. Dann treffen unter anderem die Teams des amtierenden Europameisters Padanien (Po-Region in Italien) und Kurdistan aufeinander. Für Jens Jockel sind das die beiden Topfavoriten auf den Titel. "Das Niveau", sagt Jockel, "ist ungefähr vergleichbar bis zur Dritten Liga in Deutschland." Teilnehmen werden aber auch ausgewiesene Könner wie ehemalige Spieler des FC Kopenhagen und Ex-Nationalspieler aus Norwegen. Gespielt wird ab Sonntag in vier Dreier-Gruppen, wovon sich die beiden Erstplatzierten für das Viertelfinale qualifizieren. Ab dann geht es in der K.o.-Runde weiter um den Titel.

Für große Euphorie ist in Abchasien gesorgt, denn laut dem Veranstalter sind schon über 75 Prozent der Eintrittskarten verkauft, und die Heimmannschaft "Abkhazia" soll von den Zuschauern dabei bis zur Höchstform unterstützt werden.

Jens Jockel freut sich auf die abenteuerliche Reise und ist voll des Lobes für den Gastgeber und Veranstalter. "Der Staat organisiert für die Teams zusätzlich Kulturreisen innerhalb des Landes, bezahlt die Hotels für die Mannschaften, baute extra ein Stadion für 4500 Zuschauer und ist ein transparenter und kompetenter Partner für uns", erzählt der ConIFA-Direktor für Südamerika begeistert. Für ihn ist der Fußball sehr wichtig, aber der kulturelle Austausch zwischen den zwölf kleinen "Nationen" und Volksgruppen steht für ihn im Vordergrund. Deswegen ist er auch vor Ort, um zum Beispiel Grillabende zu organisieren und zwischen den Teams zu vermitteln. Er selbst möchte neben dem Turnier viele Eindrücke vom Land sammeln und Tagestouren mit seinen Kollegen unternehmen.

(RP)
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