"Alles war nur ein Spaß"

Sein Lauftalent muss ihm in die Wiege gelegt worden sein, aber es dauert bis er es wahrnimmt. Mit zehn Jahren spielt er erst mal Fußball bei TuRU Wermelskirchen, und das ganz gut. Schon nach kurzer Zeit wird er in die Kreisauswahl berufen. Er ist etwa 13, als er, nur so zum Spaß, mit einem Freund wettet, beim Mittsommernachts-Lauf in Dhünn über 8000 Meter unter die ersten 20 zu kommen. Er gewinnt die Wette und belegt sogar den ersten Platz in seiner Altersklasse. "Ich habe mir nichts dabei gedacht, das war alles nur ein Spaß", sagt er rückblickend.

Mit 17 tritt er erneut an, diesmal über 6000 Meter und steht am Ende als Sieger da. Im Sportunterricht läuft er 1000 Meter in 2:32 Minuten, gleichsam aus dem Stand und ohne besonderes Lauftraining. Plötzlich wird ihm klar: "In diesem Sport kann ich mehr erreichen."

Bettin beginnt mit gezieltem Training, allerdings anfangs in bescheidenem Umfang. Einmal in der Woche läuft er mit einer Gruppe und zusätzlich an drei Tagen alleine, jeweils 30 Minuten. Mehr Zeit hat er zunächst nicht. Er lebt bereits in einer eigenen Wohnung geht aber noch zur Schule. Er muss seine Hausaufgaben erledigen und lernen, anschließend kümmert er sich um seinen Haushalt.

Sportliche Erfolge hat er dennoch. In Wermelskirchen und Hückeswagen belegt er jeweils dritte Plätze, in Essen und in Bergheim gewinnt er über die Halbmarathon-Distanz. Für Aufmerksamkeit sorgt Bettin bei einem Hallenwettkampf in Bremen. Er geht über 4800 Meter an den Start und benötigt 13:18 Minuten, die Olympianorm über 5000 Meter liegt gerade mal drei Sekunden darüber.

Ein Verantwortlicher von Bayer Uerdingen spricht ihn an. Der Verein bietet ihm sportlich und beruflich eine Perspektive: Training im Sport-Förderteam für Olympia 2008 in Peking und zugleich einen Ausbildungsplatz zum Chemielaboranten.

Tipps für den Autodidakten

Noch trainiert Bettin in Eigenregie, mittlerweile aber sechsmal in der Woche. Seine Trainingspläne stellt er sich selbst zusammen. Das nötige Wissen hat er sich mit Hilfe von Laufzeitschriften angeeignet. Tipps bekommt er aber auch von Wolfgang Eichler, dem Trainer der LG Remscheid, und von Frank Schnabel, der ist einst mit Dieter Baumann in der Staffel gelaufen. Unterstützt wird er zudem von Bernd Wirth, dem Mitorganisator des Mittsommernachts-Laufs, der auch gute Kontakte zu Bayer pflegt.

"Meine Klassenkameraden halten mich für verrückt, weil ich soviel laufe", erzählt der Blondschopf. Aber über seine Erfolge freuen sich die Mitschüler dann doch. Bevor er im Herbst ganz nach Uerdingen geht, will Bettin erst mal die Schule erfolgreich zu Ende bringen und außerdem stehen noch einige Wettkämpfe der Bergischen Laufserie in seinem Terminkalender.