Remscheid Stadt sucht Paten für Kinder psychisch kranker Eltern

Remscheid · Mit einem innovativen Vorhaben will die Stadt Remscheid Kindern und Jugendlichen helfen, deren Mutter oder Vater psychisch krank sind. Deshalb startet die Stadtverwaltung am 11. November ein Projekt, für das ehrenamtliche Kinderpaten gesucht werden.

 Gabriele Koch leitet die psychologische Beratungsstelle.

Gabriele Koch leitet die psychologische Beratungsstelle.

Foto: thl (Archiv)

"Wir haben zunehmend mit Kindern zu tun, deren Elternteil psychisch erkrankt ist", sagt Gabriele Koch, Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle der Stadt. Vor allem alleinziehende Mütter seien von dieser Entwicklung betroffen. Oft würden die Kinder von dem erkrankten Elternteil vernachlässigt, es fehle an sozialen Kontakten und Aktivitäten in der Freizeit. "Die Kinder müssen mit den Auswirkungen der Erkrankung leben", sagt Koch.

Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es in Deutschland rund drei Millionen Kinder mit einem psychisch kranken Elternteil. Zudem dürfte "die Dunkelziffer noch deutlich höher liegen", betont sie. Hier soll das Patenschaftsprojekt in Remscheid ansetzen,

Gesucht werden Personen, die bereit sind, mit den Kindern zwei bis vier Stunden pro Woche zu verbringen. "Dabei geht es nicht um besondere Aktivitäten. Meistens reicht es, mit den Kindern etwa zum Sportverein zu gehen", sagt Koch. Zudem würde der erkrankte Elternteil durch die Betreuung in seinem Alltag entlastet.

Die Psychologische Beratungsstelle qualifiziert und begleitet die angehenden Paten. In Seminaren werden die Ehrenamtler auf ihre "Arbeit" vorbereitet. Eine ehemalige Kita-Leiterin unterstützt das Projekt als Koordinatorin. Über sogenannte Supervisionen wird der Verlauf des Projektes kontrolliert.

Die Patin oder der Pate sollten eine "stabile Persönlichkeit" mitbringen und auch über "Humor und Gelassenheit" verfügen, erklärt Koch. Schließlich seien die betroffenen Kinder "nicht immer ganz pflegeleicht". Etwa im Frühjahr 2015 soll die Betreuung der betroffenen Kinder starten. Man rechne für den ersten Durchgang mit etwa "zehn bis zwölf Paten", sagt der stellvertretende Leiter der Psychologischen Beratungsstelle, Michael Scharmann. Das Projekt wende sich an Kinder ab etwa fünf Jahren. Im Idealfall soll es die Kinder oder Jugendlichen über einen Zeitraum von mehreren Jahren begleiten.

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz verweist darauf, dass sich die Stadt auch in finanziell angespannten Zeiten des Themas nicht entziehen könne. Die psychische Erkrankung eines Elternteils stelle für die Kinder eine "massive Belastung" dar. Hier sei die Stadt gefordert, zu fragen, was sie für die Kinder tun könne, damit diese eine "angemessene Begleitung" in ihrem Leben erhielten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort