Kirchenkreis Lennep Bibelauslegung mit Kirchenkritiker Drewermann

Remscheid · EugenDrewermann kommt pünktlich im Haus der Kirche an der Geschwister-Scholl-Straße in Lennep an. Er stieg am Hauptbahnhof aus, anstatt wie erhofft am Bahnhof-Lennep, wo Dagmar Cronjäger, die Schulreferentin des Kirchenkreises Lenneps, vergeblich auf ihn gewartet hat. Noch 15 Minuten, dann beginnt die Fortbildungsveranstaltung für 30 Religionslehrer. Alle Schultypen sind vertreten: Grund- und Hauptschule, Gymnasium und Berufsschule.

 Friedhelm Haun (l.) und Dagmar Cronjäger vom Kirchenkreis Lennep begrüßten gestern Nachmittag den Kirchenkritiker und Theologen Eugen Drewermann.

Friedhelm Haun (l.) und Dagmar Cronjäger vom Kirchenkreis Lennep begrüßten gestern Nachmittag den Kirchenkritiker und Theologen Eugen Drewermann.

Foto: Christian Peiseler

Eugen Drewermann kommt pünktlich im Haus der Kirche an der Geschwister-Scholl-Straße in Lennep an. Er stieg am Hauptbahnhof aus, anstatt wie erhofft am Bahnhof-Lennep, wo Dagmar Cronjäger, die Schulreferentin des Kirchenkreises Lenneps, vergeblich auf ihn gewartet hat. Noch 15 Minuten, dann beginnt die Fortbildungsveranstaltung für 30 Religionslehrer. Alle Schultypen sind vertreten: Grund- und Hauptschule, Gymnasium und Berufsschule.

"Wir glauben, weil wir lieben" heißt das Motto des Nachmittags. Es dauert nicht lange, bis Drewermann sich justiert hat. "Wie soll der Nachmittag ablaufen?", fragt er Cronjäger, die während ihrer Studienzeit den Kampf des Kirchenkritikers gegen die katholische Kirche mit glühendem Interesse verfolgt hat. Eine Stunde Vortrag? Danach Bibelarbeit über Markus 8, Vers 31? Wann Gespräche? Wann Pause? Drewermann will etwas über die Gnadenlehre Luthers referieren und später mit den Lehrern gemeinsam die Markus-Stelle interpretieren.

Wenn Drewermann über Bibeltexte spricht, liest er sie mit dem Blick eines Psychoanalytikers. Kirchliche Dogmatik interessiert ihn nicht. Im Gegenteil: Er wirft der Kirche vor, sie sei in dogmatischen Formeln erstarrt. Die Institution verdecke die heilende Botschaft des Evangeliums und schreibe den Gläubigen eine lebensfremde Moral vor.

Heftige Debatten löste Drewermann mit seinem 1989 erschienenen Buch "Kleriker" aus, in dem er die Neurosen des Priester- und Mönchsstandes aufzudecken versuchte. 1991 verlor er die Lehrerlaubnis, später das Priesteramt. Inzwischen ist er aus der Kirche ausgetreten.

Cronjäger beeindruckt an der Gedankenwelt Drewermanns die menschenfreundliche Haltung, die jeder Lehrer gut gebrauchen könne. "Gnade mit sich selbst und Gnade mit den Schülern", beschreibt die Pfarrerin ihre Einstellung. Ein liebendes Verstehen für jedermann als Fundament der christlichen Lehre. Als Drewermann die Formulierung hört, lächelt er.

Christian Peiseler

(RP)
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