Remscheid Stehende Ovationen für brillante Symphoniker

Remscheid · Wenn über einem Konzertabend das Thema "Einkehr" steht, dürfte musikalisch eigentlich eher Sanftes, Zurückhaltendes und Leises erwartet werden. Beim 6. Philharmonischen Konzert der Bergischen Symphoniker ging es allerdings vor allem beim Hauptwerk des Abends, dem Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester in a-Moll von Johannes Brahms, durchaus lautstark und mit Verve und Leidenschaft zu.

Dabei war der romantische Auftakt, Robert Schumanns Tondichtung "Waldszenen" in der Instrumentation von Andreas N. Tarkmann, durchaus dazu angetan, bei den rund 500 Besuchern Gedanken an besinnliche Einkehr in der Natur aufkommen zu lassen. Etwa im dritten Teil, "Einsame Blumen" betitelt, bei dem vor allem die Querflöte als flatterhafter Schmetterling zusammen mit der Klarinette als emsige Biene mit hervorragender Leichtigkeit im Spiel hervorstachen. Das "Jagdlied" und der "Jäger auf der Lauer" brachten den voluminösen Klangkörper der Symphoniker, die an diesem Abend vom Gastdirigenten Mihhail Gerts aus Estland souverän geleitet wurden, erstmals in bekannter Strahlkraft zum Klingen.

Dennoch war es Brahms' Doppelkonzert, das den Abend auf jene ganz besondere Ebene brachte, die einen verzauberte. Die beiden Solisten, Christian Kircher am Cello und Fabian Kircher an der Geige, durften gleich zu Beginn des ersten Satzes in einem kadenzartigen Solo ihre große Klasse unter Beweis stellen. Christian Kirchers sattes und kräftiges Cellospiel begeisterte mit einer Leichtigkeit im Spiel, die kontrapunktisch zur wuchtigen Durchschlagskraft des Allegro stand - und die auch anzusehen einfach Spaß machte. Auch sein Bruder Fabian bearbeitete die kleine Violine mit einer Leidenschaft, dass man sich beinahe um das Instrument sorgen musste.

Brahms' Werk war - und das auch in den leisen Tönen im Andante - wie geschaffen für die beiden Musiker, die sich perfekt ergänzten, was vor allem in den zahlreichen abwechselnden und Unisono-Läufen aus den tiefsten Lagen heraus bis in höchste Höhen begeisterte.

Ein weiterer Höhepunkt: Die "Reformations-Symphonie" in d-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Auch hier wechselten sich Laut und Leise auf genialische Weise ab. Was sich vor allem im ersten Satz in strahlenden Bläsersätzen auf der einen und zarten Streichern auf der anderen Seite zeigte. Das Werk, in das der Komponist das wohl bekannteste protestantische Kirchenlied "Ein' feste Burg ist unser Gott" eingearbeitet hatte, fand schließlich im Finale ein furios glänzendes Manifest für das Miteinander der Konfessionen.

Der Applaus, stehende Ovationen inklusive, war so fulminant und lange, dass das Orchester kurzerhand noch den "Hochzeitsmarsch" aus Mendelssohns "Ein Sommernachtstraum" als Zugabe gab.

(RP)
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