Remscheid Steno - wie aus Worten schnelle Zeichen werden

Remscheid · Trotz Computertechnik ist das Stenografieren auch heute noch unersetzlich. Die Bildungsstätte für moderne Schreibtechnik lehrt es.

 "Stenografie ist eine eigene Sprache", sagt Felicitas Zinner, Vorsitzende der Remscheider Bildungsstätte für moderne Schreibtechnik.

"Stenografie ist eine eigene Sprache", sagt Felicitas Zinner, Vorsitzende der Remscheider Bildungsstätte für moderne Schreibtechnik.

Foto: jürgen moll

Wie Hieroglyphen sehen die Striche und Kringel aus, die sich in scheinbar wilder, ungeordneter Abfolge aneinanderreihen. Einen Sinn ergeben sie nur für denjenigen, der die Stenografie erlernt hat. "Wenn man mit einem Lehrer lernt, kann man die ersten Worte bereits sehr schnell schreiben und lesen", verspricht Felicitas Zinner, erste Vorsitzende der Remscheider Bildungsstätte für moderne Schreibtechnik.

Der Verein wurde 1878 unter dem Namen "Gabelsberger-Stenographen-Verein zu Remscheid" gegründet. Im Laufe der Jahre wechselte der Vereinsname aufgrund des Wandels im Bereich der Schreibtechniken. Felicitas Zinner übernahm 1991 die Position der Vorsitzenden. Als ausgebildete Kurzschrift-Lehrerin erteilt sie seit über 30 Jahren Stenografie-Unterricht.

"Stenografie ist eine eigene Sprache, die man wie Vokabeln lernen muss", erklärt die 66-jährige. Mit der ersten Stufe, der "Verkehrsschrift", schreibt man viermal schneller als mit der normalen Langschrift. Die höhere Geschwindigkeit wird unter anderem durch vereinfachte Rechtschreibung, die Reduktion der Buchstaben auf eine Minimalform sowie den Einsatz von eignen Zeichen erreicht. Mit der zweiten Stufe, der "Eilschrift", und der dritten Stufe, der "Redeschrift", ist es möglich, Texte zehn- bis zwölfmal schneller zu erfassen.

Der große Nutzen für Schüler, Studenten, Journalisten und Führungskräfte liegt laut Zinner in der Zeitersparnis. Telefon- und Gesprächsnotizen, Konzepte und Protokolle können ohne Nachfragen notiert werden. "Wer Steno beherrscht, kann sich beim Zuhören ausschließlich auf den Inhalt konzentrieren", sagt die erfahrene Kurzschrift-Lehrerin.

Früher gehörte die Kurzschrift zum Rüstzeug einer jeden Sekretärin. Bis Anfang der 90er Jahre bestand großes Interesse an der Stenografie. "Damals füllten die Teilnehmer unserer Infoveranstaltungen die gesamte Aula des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums aus", erinnert sich Felicitas Zinner. Nachdem 1986 die Stenografie nicht mehr zum Pflichtfach der kaufmännischen Berufe zählte, nahmen Interesse und Bedarf an den Kursen ab. Einige Jahre fand der Unterricht in Firmen und Abendlehrgängen im Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium statt.

Heute unterrichtet Felicitas Zinner die Interessenten bei sich zu Hause. "Es lohnt sich nicht, für zwei oder drei Teilnehmer einen Raum anzumieten." Neben der Stenografie bietet der Verein auch Kurse zum Zehn-Finger-Tastschreiben an. "Die Kurzschrift und das Tastschreiben gehören zusammen wie Hardware und Software", erklärt Felicitas Zinner. Zum Beispiel protokollieren Stenografen in Plenarsitzungen des Bundes- und Landtages jedes gesprochene Wort, im Anschluss tippen sie das Stenografierte in den Computer.

Um erlernte Schreibtechniken zu vertiefen, bietet der Verein Übungsgemeinschaften an. Die Teilnahme ist für Vereinsmitglieder kostenlos. Die Kurse gelten als Weiterbildungsmaßnahmen. Ein Bildungsscheck kann durch den Verein ausgestellt werden, die Gebühren reduzieren sich dadurch um 50 Prozent.

(ankö)
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