Remscheid Sternstunden des Jazz in Ehringhausen

Remscheid · Das Quartett mit Nicki Parrott, Stephanie Trick, Paolo Alderighi und Engelbert Wrobel faszinierte das Publikum.

 Die Gaststätte Becker in Ehringhausen ist zu einer feinen Adresse des Jazz in Remscheid geworden.

Die Gaststätte Becker in Ehringhausen ist zu einer feinen Adresse des Jazz in Remscheid geworden.

Foto: Jürgen Moll

Zwei Damen und zwei Herren, die Jazzmusik spielen. Das ist öfters in der Welt zu hören und zu sehen. Wenn aber die australische Sängerin Nicki Parrott sich selbst am Kontrabass begleitet, die US-Amerikanerin Stephanie Trick zusammen mit ihrem italienischem Ehemann Paolo Alderighi das Piano bearbeitet und schließlich der renommierte Jazzer Engelbert Wrobel (Klarinette, Sopran- und Tenorsaxofon) die Band abrundet, dann ist das wirklich etwas Besonderes.

Jede(r) dieses Quartetts erschien bereits im Rahmen von "Swinging Ehringhausen" auf der Bildfläche der Wirtschaft Richard Becker in Ehringhausen. Aber diese Konstellation war einmalig. Schlagzeug war nicht vonnöten. Das Charisma der Band - "Schätze für die Ohren und für die Augen", hatte Veranstalter Peter Bornemann sie begrüßt - allein reichte, um eine faszinierende Soundfülle hervorzubringen. Selbstredend haben die vier alle in Ehringhausen beliebten Jazzstile drauf: Dixieland, Hot Jazz, Ragtime, den frühen Swing des Benny Goodman, Blues in allen Variationen und auch Boogie Woogie.

Mit ihrer ganz eigenen Art der Instrumentierung und des Gesanges drücken sie höchst virtuos jedem Stück ihren Stempel auf. Dabei ergänzen sie sich vielfach und vierfach: Trick und Alderighi spielen mal solo, aber dann auch zweihändig zu zweit, dreihändig zu zweit und vierhändig zu zweit.

Wobei es angesichts der Geschwindigkeit, zu der der sich das Ehepaar spielend immer stärker gegenseitig hinriss, schwierig war, festzustellen, welche Hand - ob rechts, ob links - zu wem gehört. Vor den einzelnen Fingern ganz zu schweigen. Da kamen die Leute in der voll besetzten Wirtschaft aus dem Staunen nicht mehr heraus. Besonders bei dem Stück "Carolina Shout" von James P. Johnson zeigte sich die Stride-Pianistin an der Seite ihres Mannes von ihrer allerbesten Seite. Dass hier ein internationaler Star - wie die anderen auch - zu Werke ging, macht eine kurze Suche auf YouTube deutlich.

Nicht, dass dabei Nicki Parrott nicht mithalten konnte. Aber ihre Stärken sind ohne Zweifel die langsamen Balladen. Wenn sie dabei mit ihrer gehauchten Stimme die Gefühle eines traurigen Abschiedsliedes oder die unterschwellige Erotik eines Latino-Songs wie "Girl from Ipanema" von A. C. Jobin anklingen lässt und dabei ihren Kontrabass zupft, streichelt und manchmal auch schlägt, dann reicht das völlig aus, manchen Herren völlig aus der Fassung zu bringen. Dazu dann Wrobels Tenorsaxofon, das mit Parrotts Gesangs- und Basslinien dahinschmelzt.

Viele der Besucher ahnten, dass hier Sternstunden des Jazz gefeiert wurden. Und das im kleinen Ehringhausen.

(RP)
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