Remscheid Stimmung unter Türken ist explosiv

Remscheid · Zahl der Konflikte steigt nach Putsch in der Türkei. Der Staatsschutz ermittelt. Polizei hält Kontakt zu Einrichtungen.

Die politische Eskalation in der Türkei nach dem gescheiterten Putsch vom vergangenen Wochenende macht vor dem Bergischen Städtedreieck nicht Halt. In den zurückliegenden Tagen gingen beim Polizeipräsidium Wuppertal, das auch für Solingen und Remscheid zuständig ist, gleich eine ganze Reihe von Strafanzeigen wegen Körperverletzung, Bedrohung und Sachbeschädigung ein. Das bestätigte gestern eine Sprecherin der Polizei auf Anfrage unserer Redaktion.

Dabei gestaltet sich die Stimmung zwischen Anhängern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sowie Sympathisanten des islamischen Predigers Fethullah Gülen zunehmend explosiv. Denn nachdem Erdogan seinen in den USA lebenden Erzfeind Gülen im Nachklang zu dem Staatsstreich von vergangener Freitagnacht beschuldigt hat, der Drahtzieher des Putsches gewesen zu sein, eskaliert die Lage auch in der hiesigen Region unter Türken mehr und mehr.

So wurden zuletzt bei der Polizei gleich mehrere Fälle aktenkundig. In Remscheid schmierten unbekannte Erdogan-Anhänger wiederum politische Parolen an die Wand eines Möbelhauses, das von einem Türken geführt wird. In Ohligs kam es beispielsweise in einem türkischen Gemüseladen zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Kunden, bei der ein Mann zunächst von einem Kontrahenten beschimpft und später bedroht wurde. Und in Wuppertal nahm die Polizei eine Strafanzeige "wegen einer leichten Körperverletzung" auf, wie es am Donnerstag aus dem Polizeipräsidium hieß.

"In allen Fällen gilt es nun aber zunächst einmal, die genauen Hintergründe der Vorfälle zu ermitteln", schränkte die Polizeisprecherin ein. Deren Kollegen sind gleichwohl vor allem aufgrund der aggressiven Stimmung in den sozialen Netzwerken im Internet zunehmend in Sorge. So gingen allein in den letzten Tagen viele Anzeigen wegen volksverhetzender Postings bei Facebook ein.

Anscheinend rufen einige Nutzer des Internets bei ihren Einträgen ganz offen zur Ausführung von Straftaten auf, weswegen inzwischen auch der polizeiliche Staatsschutz eingeschaltet wurde. "Die Kollegen ermitteln", sagte die Polizeisprecherin, die darauf verwies, dass die einzelnen Fälle den Polizisten viel Arbeit bereiteten. So gelte es oftmals, die zumeist in türkischer Sprache verfassten Posts ins Deutsche zu übersetzen, um diese zweifelsfrei auf strafbare Inhalte überprüfen zu können.

Darüber hinaus befinden sich die Sicherheitsbehörden in einem engen Kontakt zu mehreren türkischen Einrichtungen in der Region, die zur Gülen-Bewegung gehören oder dieser nahestehen. Zwar wollte die Polizeisprecherin unter Verweis auf ermittlungstaktische Gründe gestern keine genaueren Angaben zu den betroffenen Objekten machen. Nach Informationen unserer Redaktion gehört aber zu den Einrichtungen eine private türkische Schule auf Wuppertaler Stadtgebiet an der Stadtgrenze zu Solingen.

(RP)
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