Remscheid Stoffkunst widmet sich dem Thema "Strahlen"

Remscheid · Im Röntgen-Museum und im Tuchmuseum stellen Künstlerinnen unter dem Titel "Auf Tuchfüllung mit Röntgen" Quilts aus.

 Die Sonnenblumen-Idylle bekommt in diesem Stoffbild Risse: Ein Hund wird von einem Mann im Schutzanzug untersucht.

Die Sonnenblumen-Idylle bekommt in diesem Stoffbild Risse: Ein Hund wird von einem Mann im Schutzanzug untersucht.

Foto: nico hertgen

Ein Quilt kann viel mehr sein als nur eine hübsche Decke für das Bett. Die Ausstellung "Auf Tuchfüllung mit Röntgen" im Tuch- und Röntgenmuseum zeigt, dass die Patchwork-Arbeiten richtige Kunstwerke sein können.

Durch Zufall ist die Mitorganisatorin und zweite Vorsitzende der Patchworkgilde Deutschland, Barbara Lange, auf Lennep gestoßen. "Die Ausstellung hier ist schon ein Knaller für uns", sagte die Quilterin bei einer Sonderführung am Sonntag. Denn: Die Quilt-Kunstwerke aus den USA, Deutschland, Spanien, Kanada, Japan, Großbritannien und Österreich wurden extra für die Strahlenschutzkonferenz 2014 in Genf angefertigt und interpretieren auf unterschiedliche Weise das Thema Strahlen.

Die Verbindung von Tuchmuseum und Deutschem Röntgen-Museum in Röntgens Geburtsstadt sei ein Glücksfall. Neben Lennep und Genf war die Wanderausstellung zudem in Frankreich und Prag zu sehen.

Einige der rund 80 Stoffwerke setzen sich durchaus kritisch mit Strahlen und deren Wirkung auseinander. Aina Muze aus Lettland etwa stellt sie mit Blick auf das Atomunglück in Fukushima als tickende Zeitbombe dar. Andere der Künstlerinnen hinterfragen die illegale Entsorgung von Atomfässern im Meer oder die Deponie in Salzmienen.

Auch der Einfluss der Strahlen in der Medizin wurde thematisiert. Einige zeigen etwa CT-Aufnahmen von einem Gehirntumor oder die Mutation der Zellen. Diese Bilder beinhalten teilweise auch eine persönliche Geschichte und machen sie auf diese Weise noch wertvoller.

Andere Patchworkerinnen sehen die Strahlen als etwas Natürliches oder zeigen die Vorteile. "Ziel ist es, Kunst und Wissenschaft zu verknüpfen und einem großen Publikum zugänglich zu machen. Das haben wir mit dem beiden Musen gegeben", erklärte Barbara Lange.

Die verwendeten Techniken sind so unterschiedlich wie die Herkunft und Handschrift der Künstlerinnen selbst. Siebdruck, Schriftzüge, Teebeutel, verschiedene Stoffe sowie Nähmaschinen wurden verwendet. Während einige durch ihre Farbintensität bestechen, regen andere durch Motivwahl und zurückhaltendem Farbeinsatz zum Nachdenken an. Und auch dem Entdecker der X-Strahlen, Wilhelm Conrad Röntgen, wurde eins der Quilt-Werke gewidmet.

Für die Remscheider Museen ist es die erste Kooperation. "Im ersten Moment denkt man, das passt nicht zusammen. Aber man sieht, dass es funktioniert", sagte Gerard Graßhoff, ehrenamtlicher Mitarbeiter vom Tuchmuseum. Viele Besucher kämen extra wegen dieser Ausstellung in die frühere Tuchmacherstadt.

(RP)
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