Remscheid Streik - Pendler bleiben auf der Strecke

Remscheid · Schon am Vormittag hatte der Bahnstreik Auswirkungen auf den Zugverkehr. Nur wenige Fahrgäste zeigten Verständnis.

 Thomas Knoch: „Man muss beide Seiten sehen. Wichtig ist, dass die Müngstener Brücke fertig wird.“

Thomas Knoch: „Man muss beide Seiten sehen. Wichtig ist, dass die Müngstener Brücke fertig wird.“

Foto: K�hnlein

Achtung! Eine Durchsage: "ICE 954 nach Köln Hauptbahnhof heute etwa 30 Minuten später." - lange Gesichter auf den Bahnhöfen in Remscheid, Wuppertal und Lennep. Viele Menschen sitzen zwischen Koffern und Taschen eingequetscht am Bahnsteig und warten auf ihren Zug. Bereits am Vormittag wirkte sich der angekündigte Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL in der Region aus.

 Heidi Fleischmann: „Ich finde den Streik doof. Wir haben Glück, dass Ferien sind, da ist es nicht ganz so schlimm.“

Heidi Fleischmann: „Ich finde den Streik doof. Wir haben Glück, dass Ferien sind, da ist es nicht ganz so schlimm.“

Foto: K�hnlein

"Eigentlich halte ich den Streik generell für ein gutes Mittel. Doch in diesem Fall gibt es ja Handlungsbereitschaft", sagt Bahnfahrerin Ilona Lettermann und spielt damit auf die am Abend geplanten Tarifverhandlungen an. Lettermann kommt aus der Metallbranche. Da gebe es auch öfter Streiks, doch diese seien von anderem Ausmaß. "Es macht Eindruck, wenn die Züge stehen, und es betrifft die gesamte Bevölkerung." Viele Remscheider hetzten gestern Vormittag vor Streikbeginn noch in die Bahnen, selbst wenn nicht alle betroffen sind - wie etwa der Anbieter Abellio - , so fallen doch die meisten Züge im Anschluss aus. Besonders ärgerlich ist das für Pendler. "Ich bin auf die Bahn angewiesen", sagt Nicole Kwiatkowski, und auch Joel Hoffmann ist sich nicht sicher, wie er morgen früh zur Arbeit kommt. Der Streik soll zwar nur bis vier Uhr morgens andauern, er wird jedoch noch Störungen in den Morgenstunden mit sich bringen. "Wenn man überlegt, wie viele Leute im Nachteil sind, ist der Streik einfach zu viel", sagt Hoffmann. "Irgendwie muss ich ja zur Arbeit kommen."

 Benedikt Mauritz: „Ich habe gerade erst vom Streik erfahren und bin sprachlos. Das verändert meinen ganzen Tag.“

Benedikt Mauritz: „Ich habe gerade erst vom Streik erfahren und bin sprachlos. Das verändert meinen ganzen Tag.“

Foto: K�hnlein

Gestern ging es eher um das Heimkommen von der Arbeit, denn ab 14 Uhr standen die Züge still, somit konnten viele morgens zwar zur Arbeit fahren, mussten sich später jedoch um eine Alternative kümmern. In den Morgenstunden war vieles noch nicht klar. Service-Mitarbeiter der Bahn waren von Menschenschlangen umzingelt, und auf Schildern verwies die DB auf den Streik und Informationen im Internet - doch eine wirklich schnelle Orientierung und Abhilfe konnten viele Fahrgäste auf diese Weise nicht finden.

 Nicole Kwiatowski: „Ich musste heute früher los. Ich denke, die verdienen genug und müssen nicht streiken.“

Nicole Kwiatowski: „Ich musste heute früher los. Ich denke, die verdienen genug und müssen nicht streiken.“

Foto: K�hnlein

Für zwei Bahnmitarbeiter, die mit Überraschungseierfiguren spielend ebenfalls auf die Bahn warteten, wirkt der Streik fast schon lustig. "Wir haben nicht mitbekommen, dass sich die Leute aufregen. Alles ist friedlich hier. Die Menschen freuen sich eher, dass sie heute früher nach Hause können." Das sieht Geschäftsfrau aus Wuppertal ganz anders. Sie muss nach Frankfurt zu einem Workshop. Durch die Verspätungen am Vormittag verpasse sie ihren Anschluss. "Ich muss in Köln jetzt schon vier Stunden warten. Einen Zug, der nach Frankfurt fährt, soll es dann angeblich noch geben", sagt die Bahnkundin. Auch für ihren Job und das angesetzte Meeting ist der Streik eine mittlere Katastrophe. "Die Teilnehmer können ja morgen teilweise gar nicht kommen. Es hat somit starke Auswirkungen auf unser Geschäft, da sind wir schon abhängig von dem Personentransport."

(RP)
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