Remscheid Tagesmütter betreuen Kinder auch abends

Remscheid · Die Arbeitsagentur fordert einen Wandel bei den Kitas. In Remscheid schließen die meisten spätestens um 16.30 Uhr.

 In der "Knuddelkiste", so der Name der Tagespflegestelle, liest Tagesmutter Pia Klein (Mitte) gerne Geschichten vor. Laurin, Mary Jane, der Sohn Robin, Jamal und Praktikantin Michele Schmitz mit Laurin hören zu.

In der "Knuddelkiste", so der Name der Tagespflegestelle, liest Tagesmutter Pia Klein (Mitte) gerne Geschichten vor. Laurin, Mary Jane, der Sohn Robin, Jamal und Praktikantin Michele Schmitz mit Laurin hören zu.

Foto: jürgen moll

Berufstätig trotz Kind? Heute kein Problem mehr, wozu gibt es Kindertagesstätten. Doch selten ist der Job um 16 Uhr beendet, genau dann, wenn viele Kitas schließen. Es stellt sich die Frage, ob dieses Modell in der heutigen Arbeitswelt noch aktuell ist. Für die Arbeitsagentur ist klar: Nein, die Kindertagesstätten brauchen flexiblere Öffnungszeiten.

Die regulären Kita-Öffnungszeiten in Remscheid liegen zwischen 7.30 und 16.30 Uhr. Für Petra Hellmann-Wien, Leiterin des Fachdienstes Jungend, Soziales und Wohnen, geht das nicht anders. Man müsse auch an die Finanzierbarkeit denken. Für Eltern, die länger arbeiten, verweist sie auf "ergänzende Angebote" und argumentiert: "Die Kinder müssen ja auch in die Familie integriert sein."

"Punkt 15 Uhr können viele Eltern aber nicht einfach den Stift fallenlassen", sagt Pia Klein, Tagesmutter in Remscheid. In ihrer Kindertagesstätte "Pia's Knuddelkiste" hat die Mutter eines zweijährigen Sohnes von 7 bis 18 Uhr geöffnet und liegt damit in Remscheid weit über dem Durchschnitt.

Für Klein ist die Nachfrage nach längeren Öffnungszeiten definitiv vorhanden. "Ich hatte früher auch ein Kind bis 22 Uhr hier. Die Mutter arbeitete in der Pflege", sagt sie. Die Nachfrage für einen Betreuungsplatz bei der Tagesmutter sei groß. "Meine Plätze sind immer voll und bis nächsten August besetzt", sagt Klein und plädiert für einen Wandel im Betreuungsbereich: "Ein Schichtsystem in den Kitas wäre angebracht oder Tagesmütter, die später anfangen und abends länger arbeiten." Sie selbst könne das nicht mehr alleine leisten. "Ich habe für mich selbst einen Riegel vorgeschoben. Ich bin Mutter eines zweijährigen Sohnes", sagt sie. Auch dürfe die Qualität nicht leiden. "Ich kann einfach gar nicht mehr leisten", räumt die Tagesmutter ein. Dass viele Eltern eine längere Betreuung brauchen, versteht sie. "Der Druck von den Arbeitgebern auf die Eltern wird auch immer größer." Es gibt in vielen Unternehmen Überstunden oder Schichtarbeit. "Auch die Fahrzeiten müssen abgedeckt werden."

Erste Arbeitgeber bieten gute Alternativen: firmeneigene Betreuungen. Das Unternehmen Vaillant hat seit über einem Jahr eine firmeninterne Kita, die sich nach den Arbeitszeiten der Mitarbeiter richtet. "Wir haben eine interne Abfrage gemacht, ob eine Kita sinnvoll wäre", sagt Samantha Stella, Leiterin der Personalentwicklung. Dabei wurden auch die Öffnungszeiten abgefragt. Vom 7 bis 17 Uhr hat die Kita geöffnet - das ganze Jahr hindurch. "Wir machen keine Ferien", sagt Stella. "Wenn die Kitas schließen, müssen sich manche Eltern ihren kompletten Jahresurlaub für diese Zeit nehmen. Bei uns sind die Mitarbeiter unabhängig."

(RP)
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