Remscheid Teufelsgeigerin brilliert mit den Symphonikern

Remscheid · Es war ein sehr abwechslungsreicher Konzertabend mit unterschiedlichen Werken, den sich die Bergischen Symphoniker ausgedacht hatten. Beim 9. Philharmonischen Konzert entführte das Orchester die rund 350 Zuschauer am Mittwochabend im Teo Otto Theater nach England. Quer durch die Jahrhunderte führte dabei das Programm, wenngleich der Schwerpunkt auf moderne Kompositionen gelegt wurde.

Henry Purcells kurzer "Marcia funebre" aus dem Werk "Music for the Funeral of Queen Mary", das er in seinem Todesjahr 1695 komponiert hatte, markierte mit seiner Trompetenfanfare den idealen Einstieg. In dessen Mittelpunkt stand dann das Werk eines anderen Briten, der etwa 300 Jahre später gewirkt hatte: Benjamin Britten, von dem das Konzert für Violine und Orchester in d-Moll präsentiert wurde.

Und hier brillierte Teufelsgeigerin Frederieke Saeijs. Die vielfach ausgezeichnete Holländerin sah in ihrem türkisenen Kleid nicht nur umwerfend aus, sie bearbeitete ihr Instrument auch mit einer Verve, Virtuosität und Leidenschaft, die den Zuhörer von Anbeginn fesselten. Beinahe schon akrobatisch war es, wenn Saeijs wieselflink über das Griffbrett der Geige fegte und dem Instrument die wunderbarsten Glissandi und Harmonien entlockte. Diese furiose Meisterleistung wurde im Anschluss vom Publikum völlig zu Recht stehend mit donnerndem Applaus gewürdigt. Die Solistin hatte auch noch zwei Zugaben im Gepäck, die ebenfalls ihre große Klasse deutlich machten. Was für ein Höhepunkt.

Nach der Pause füllte sich die Bühne dann nicht nur wieder mit den Symphonikern, die von Peter Kuhn gewohnt souverän geleitet wurden. Es kam auch noch ein Chor dazu, denn im zweiten großen Werk des Abends, der "Cantata. Dona nobis pacem" von Ralph Vaughan Williams, durften nicht nur die zwei Gesangssolisten Banu Böke (Sopran) und Alejandro Marco-Buhrmester (Bariton) ihre wunderbaren Stimmen erheben, sie wurden in dem sechsteiligen Werk auch von dem stimmgewaltigen Chor unterstützt.

Trotz der unbestreitbaren Klasse der Solisten und der restlichen Musiker und Sänger kam das Werk Williams', der im Jahr 1958 verstarb, rein von der Stimmung her nicht an die furiose Britten-Interpretation heran. Vielleicht lag es auch daran, dass die "Cantata" einfach ein wenig sperriger und nicht so leicht zugänglich war wie Brittens Violinkonzert. Das merkte man nicht zuletzt auch daran, dass die Zuschauer zwar artig und ausgiebig applaudierten, sich aber nicht von den Stühlen erhoben, wie das vor der Pause der Fall gewesen war. Sei's drum, das war Jammern auf hohem Niveau und änderte letztlich auch nichts daran, dass diese England-Reise mit den Bergischen Symphonikern ein einziger, großer Genuss war.

(RP)
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