Remscheid Theologe: Es gibt gute Gründe gegen die Gewalt der Religionen

Remscheid · Bei den Septembergesprächen in der Katholischen Kirche Remscheid beschäftigte sich Aaron Langenfeld mit der Radikalisierung in Glaubensfragen.

Die dreiteiligen Septembergespräche der Katholischen Kirche in Remscheid begannen mit einem Vortrag von Dr. Aaron Langenfeld von der Universität Paderborn zum Thema "Radikalisierung und Gewalt in den Religionen". Mit "Der blutige Pfad Gottes" hatte der Referent angelehnt an einen Kinofilm einen reißerischen Titel gewählt, der möglicherweise ein breites Publikum ansprach, das sich dann aber eher einem religionstheoretischen Vortrag gegenüber sah.

Der 11. September 2001 habe die Religionen geradezu wieder in die Medien katapultiert, erklärte der promovierte Theologe. Langenfeld widmete sich der Frage, ob Religionen notwendigerweise gewalttätig sein muss. "Der neue Atheismus stützt sich auf diese These", zeigte er auf. Darauf basiere auch die Annahme, dass Religionen aufgrund ihres Wesens gar nicht anders können, als Gewalt gegenüber Andersdenkenden auszuüben. Diese radikale Abwertung könne man aber genauso bei politischen Überzeugungen, Gesellschaftssystemen und sogar in den Fußballligen feststellen. Auch hier könne der eigene Wahrheitsanspruch derart überzogen sein, dass man andere Anschauungen bekämpfe und das eben auch mit Gewalt. So werde der Stempel des Religionskrieges oftmals als Rechtfertigung für politische, kulturelle oder ökonomische Auseinandersetzungen missbraucht.

Auf sein Fazit führte der Referent durch für einen solchen Gesprächsabend zu theoretische Ausführungen mit vielen Zitaten aus wissenschaftlichen Arbeiten hin. "Es gibt gute Argumente dagegen, die Legitimität religiös motivierter Gewalt anzuführen", fasste er zusammen. Das gelte sowohl für das Christentum als auch für den Islam. Es sei eine gemeinsame Aufgabe der Religionsgemeinschaften, dies zu untersuchen und herauszustellen. An dieser Stelle setzte die erste Frage aus den Reihen der rund 70 Zuhörenden an. Die Christen hätten die Reformation hinter sich und alleine daher ihre eigene Religion reflektiert.

Diese Neuorientierung fehle dem Islam. Aaron Langenfeld betonte, dass seiner Erfahrung nach Islamwissenschaftler alles daran setzten, die Friedfertigkeit ihres Glaubens in theologischen Quellen nachzuweisen. "Ihnen ist nicht egal, was mit ihrer Religion passiert." Denn nach jedem Terrorakt im Namen des Islam stehe ihr Glaubensverständnis am Pranger.

Die heutige Form des Islam sei wohl so, dass sie ihre Tradition verloren habe. "Es gab eine große geistige Offenheit. Dass es sie nicht mehr gibt, ist ein Problem der Gegenwart", sagte der Theologe.

Das zweite Septembergespräch am 21. September widmet sich dem Thema "Heil und Heilung - Spiritualität und Wellness". Beginn ist um 20 Uhr in der Klosterkirche Lennep.

(bona)
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