Remscheid Tony Cragg - der Erfinder neuer Formen

Remscheid · Das Von der Heydt-Museum widmet dem in Wuppertal lebenden Bildhauer von Weltrang die erste Retrospektive seiner Werke.

 Die Werke des Bildhauers Tony Cragg leben vom Dialog zwischen strenger Geometrie und lebendigen organischen Formen.

Die Werke des Bildhauers Tony Cragg leben vom Dialog zwischen strenger Geometrie und lebendigen organischen Formen.

Foto: Museum

Ob vor der Oper in Barmen oder im gläsernen Eingangsbau vor dem Louvre in Paris - die Skulpturen von Tony Cragg sind an vielen Orten der Welt präsent. Aber eine solche Dichte an Werken des Engländers, wie sie nun im Von der Heydt-Museum zu sehen sind, hat es noch nirgends gegeben. Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh widmet dem in Wuppertal lebenden Künstler die erste umfassende Retrospektive. Sie zeigt 40 Jahre seines Schaffens. "Parts of the World" lautet der Titel.

Im Skulpturengarten Waldfrieden gibt es eine ständige Ausstellung großer Skulpturen Craggs. Jede Arbeit steht für sich. Im Von der Heydt-Museum läuft man durch die Cragg Welt wie in einem Film. Stationen eines Künstlerlebens. Die rhythmisierten Formen, der Wechsel der Oberflächen, das Streben in die Luft, das Stapeln von Rundungen, die Kanten, hinter denen sich neue Räume öffnen - diesen stilistischen Merkmalen begegnet der Besucher in den 26 Räumen des Museums mit 120 Skulpturen und 150 Arbeiten auf Papier. Bildhauerei ist die Erfindung von neuen Formen. So bezeichnet Cragg den Anspruch an seine Kunst.

Er will nicht die Anatomie eines Menschen kopieren, sondern zeigen, was nicht da ist: eine neue Welt mit neuen Materialien. Es hat gedauert, bis Cragg zu dieser Position gefunden hat. In den 70er Jahren, am Beginn seiner Künstlerlaufbahn, arbeitete er mit gefundenem Material. Mit Steinen, mit Holz, mit Plastik. "Ich habe vom Material gelernt, was möglich ist", sagt Cragg. Veränderungen an der Oberfläche, die Kombination mit anderen Gegenständen verändern sofort die emotionale Wirkung. Mit den einfachen Materialien hat er experimentiert. Bis er künstlerisch in eine Sackgasse geriet. Bei seinem Aufbruch zu neuen Ufern interessierte ihn der ewige Dialog zwischen geometrischer Strenge und organischer Lebendigkeit.

So stapelte er zum Beispiel Kreise aus Styropor und verband sie mit einer Haut aus Kunststoff. So entstehen Skulpturen mit einer inneren Geometrie, wuchernde kilogrammschwere Gebilde mit einem organischen Eigenleben. Die Dialektik aus Stabilität und unendlicher Dynamik zeigt sich exemplarisch bei seiner Arbeit mit einer rote Sonnenscheibe, deren Oberfläche wie eine Haut aus Lava wirkt.

Info Tony Cragg Retrospektive, vom 19. April bis 14. August, Von der Heydt-Museum, Turmhof 8, Öffnungszeiten Di. bis So, 11 bis 18 Uhr., Do. bis 20 Uhr.

(RP)
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