Remscheid Turnverein mit familiärer Atmosphäre

Remscheid · Die Mitglieder des Goldenberger Turnvereins setzen auf Zusammenhalt und Verlässlichkeit. Die Zukunft macht der Vereinsspitze Sorgen.

 Renate Opitz und Adolf Kappenstein sind seit Jahren Mitglieder im Führungsgremium des Goldenberger Turnvereins.

Renate Opitz und Adolf Kappenstein sind seit Jahren Mitglieder im Führungsgremium des Goldenberger Turnvereins.

Foto: Moll

Hinter der Tür der großen Turnhalle im Gebäude Remscheider Straße 241 des Goldenberger Turnvereins 1892 (GTV) scheint der Teufel los zu sein: fetzige Rhythmen, dumpfes Stampfen, helles Klatschen und euphorische Stimmen. "Die machen gerade Zumba", sagt Renate Opitz-Schriever schmunzelnd und deutet auf die Tür. Dann geht's die Treppe hoch in das geräumige Vereinszimmer.

Renate Opitz-Schriever ist verantwortlich für den Seniorensport, neben ihr sitzt der 2. Vorsitzende Adolf Kappenstein, ferner Geschäftsführerin Britta Schöneweiß und Hildegard Halbach, verantwortlich für den Kindersport. "Wäre unser 1. Vorsitzender Marc Schiller nicht krank, säße er auch hier", sagt Kappenstein. Sehr schnell wird klar, dass hier keine Vereinsmeier sitzen, sondern Menschen, denen ihr Verein ans Herz gewachsen ist und die alle - das betonen sie immer wieder - mit ganzer Seele dabei sind.

Der GTV hat Tradition: 1992 feierte er sein 100-jähriges Bestehen. Das schmucke, altehrwürdige Haus im Stadtteil Goldenberg gehört dem GTV seit 1911 dank einer großzügigen Spende des Fabrikanten Adolf Westen. Mittlerweile steht das schmucke Gebäude unter Denkmalschutz. Es wird täglich von Jungund Alt benutzt. Kein Wunder, dass alle diejenigen, die bereits als Kinder hier geturnt haben, gelaufen und gesprungen sind, dieses Turngefühl an ihre Kinder "vererbt" haben. Heute bewegen sich stellenweise drei Generationen in diesem Gebäude.

Opitz-Schrievers Großvater hatte den Verein 1892 mitbegründet, ihr Vater war 25 Jahre Vorsitzender und über sich selbst sagt sie: "Ohne den Verein fehlte mir die Hälfte meines Lebens." Und dann spricht sie stellvertretend für viele Vereinsmitglieder. Sie habe in diesen Räumen viel Zeit ihrer Jugend verbracht und darüber hinaus viele Gemeinschaften miterlebt. Jahrzehntelang hat sie hier als Turn- und Gymnastiklehrerin gewirkt und macht es immer noch: "Mir geht's gut dabei." Da können die anderen nur nicken - sie fühlen und denken ähnlich. Kappenstein ist seit 20 Jahren im Verein: "Ohne Verein würde mir etwas fehlen." Geschäftsführerin Schöneweiß ist bereits zehn Jahre lang als Übungsleiterin tätig. Sie weiß, dass "vor allen Dingen die familiäre Atmosphäre im Verein geschätzt wird". Man könne sich auf alle rund 600 Mitglieder verlassen: "Wir ziehen alle an einem Strang."

Hildegard Halbach ist 1975 zusammen mit ihren Kindern in den GTV eingetreten und leitet seit 2012 mit großer Freude die Kindersportgruppe. Es sei wichtig, dass die Kinder "diesen Club hier kennenlernen", sagt sie. Viele werden zu "Goldenberger Kindern". Natürlich verlassen auch einige den Verein, wenn sie größer werden, aber: "Der, der kann, kommt wieder." Warum? "Wir sind alle eine große Familie", betonen alle vier Verantwortlichen. Und so, wie dabei ihre Augen leuchten, fällt es einem nicht schwer, das zu glauben. Beim Tag der offenen Tür machen zum Beispiel alle mit: Sie kochen, backen, servieren, bauen auf, bauen ab - eigenes Engagement ist für die Mitglieder des GTV selbstverständlich.

Trotzdem kräuseln sich Sorgenfalten. "Das Haus ist denkmalgeschützt und staatliche Unterstützungen fallen weg", sagt Kappenstein. Wie lange der Verein sein das hohe Niveau noch halten kann, ist unklar. Aufgrund der baulichen Gegebenheit der Halle kann der GTV zum Beispiel keine Ballspiele wie Fußball anbieten. Das dämpfe die Begeisterung der Jugend: "Wir werden uns etwas einfallen lassen müssen."

(begei)
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