Remscheid Update für die Obdachlosenhilfe

Remscheid · Das erfolgreiche Remscheider Modell soll mit Hilfe eines externen Beratungsunternehmens an die Veränderungen der Gesellschaft angepasst werden. Der Wohnungsmarkt wird schwieriger.

Die Caritas geht von rund 300 Personen ohne Wohnung in Remscheid aus. Die Stadt betreut im Schnitt 60 Menschen, die ihr Obdach verloren haben. Menschen, die in Hauseingängen oder unter Parkbänken übernachten, gehören anders als etwa in der Nachbarstadt Wuppertal hier nicht zum Stadtbild.

Nur ein Zeichen dafür, dass das Hilfsangebot für Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen keine eigene Wohnung haben oder von Obdachlosigkeit bedroht sind, in der Stadt gut funktioniert. Dafür sorgt unter anderem eine Partnerschaft von Stadtverwaltung und Caritas. Die Wohnungsnotfallhilfe der Stadt kümmert sich um Menschen, die ihre Wohnung verloren haben, denen etwa durch eine Räumungsklage ein Verlust ihrer Wohnung droht oder die in "inakzeptablen Wohnverhältnissen" leben.

Als Ergänzung betreibt die Caritas an der Schüttendelle eine Notschlafstelle und ein Tagescafé für Menschen mit "besonderen sozialen Schwierigkeiten", wie es das Sozialgesetzbuch nennt. Menschen, die lieber bei Freunden übernachten, gar keinen festen Wohnsitz wollen, bietet sie eine Postadresse.

Die Betreuungsarbeit fußt auf einem Konzept, das im Jahr 2000 nach einer vom Land geförderten Beratung durch die Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS) entwickelt wurde. Mit genau diesem Partner soll die Arbeit nun an die geänderten gesellschaftlichen Voraussetzungen angepasst werden. Der Sozialausschuss beschloss am Dienstagabend, dass die Stadt den Eigenanteil von 3200 Euro in den Haushalt stellt, um an einer vom Land geförderte neuen Untersuchung teilzunehmen.

Zuvor hatten die Experten den Politikern diesen Schritt empfohlen. "Die Zahl der Wohnungslosen wird steigen", sagte Sandra Engelberg von der Caritas.

"Wir können auf unsere Arbeit stolz sein", ergänzte Thomas Kugel, Sachgebietsleiter in der Fachstelle Wohnungsnotfallhilfen bei der Stadt. Ein Konzept zur Anpassung der Arbeit in Kooperation mit der GISS mache gleichwohl auf jeden Fall Sinn. "Die Welt hat sich verändert", sagte Kugel. Es sei schwieriger geworden, die Menschen wieder in ein festes Mietverhältnis zu bekommen. Die Verweildauer in Übergangslösungen werde länger. Das habe auch mit einem veränderten Wohnungsmarkt zu tun. Die Bereitschaft von Vermietern, Obdachlose aufzunehmen, nehme ab. Und auch die Klientel selber ändere sich. Die Probleme, die Menschen ihre Arbeit, ihre sozialen Bindungen und auch ihre Wohnungen verlieren lassen, würden vielschichtiger, schwieriger.

Neue Ansätze gibt es etwa in Wien. Dort erhalten Menschen, die ihre Wohnung verloren haben, über eine Wohnungsgesellschaft sofort wieder einen Mietvertrag - der aber Bedingungen auch an den Obdachlosen stellt. "So bleibt er in seinem sozialen Umfeld", sagte Kugel der BM.

Der Fachausschuss stimmte den Plänen der Stadt zu. "Die 3200 Euro sind gut angelegtes Geld", sagte Tanja Kreimendahl, Sprecherin der CDU.

(RP)
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