Remscheid Ursula Durach findet Gästebuch von Schloss Burg

Remscheid · Beim Umzug in eine neue Wohnung entdeckte die 92-Jährige das Buch in einer Kiste, das der Schlossbauverein lange vermisste.

Vor einigen Jahren zog Ursula Durach vom Eigenheim in eine Wohnung in der Innenstadt um. Im Alter sollte es bequemer und mit Blick auf ihre nach wie vor regen Aktivitäten auch zentraler sein. Die Etagenwohnung hat sie hübsch eingerichtet, Schränke und Kommoden mit liebgewonnenen Erinnerungen, vielen, vielen Büchern und Fotografien bestückt.

Wie das beim Umzug so ist, verschwanden die Kartons, in denen man nichts Wichtiges vermutete, erstmal im Keller. Doch kürzlich hat sich die frühere Innenarchitektin den Mitbringseln aus dem alten Zuhause einmal näher gewidmet und dabei ein akurat in Packpapier und mit einer Kordel umwickeltes Paket entdeckt. "Ich bekam geradezu Stielaugen, als ich sah, was das war", erinnert sich die Seniorin an diesem Moment. Denn in den Händen hielt sie das langjährig verschollene Gästebuch von Schloss Burg. Wie es in ihren Besitz kam, kann sie heute nur vermuten. Ihr im Jahr 2009 verstorbener Mann Karl-Heinz Durach betrieb über viele Jahre in Remscheid eine Druckerei, hatte sich aber Ende der 1970er Jahre von seinem Geschäftspartner getrennt.

Der studierte Grafiker wollte sich mehr auf seine eigentliche Profession besinnen. Just in diesem Moment - so vermutet Ursula Durach - muss das Gästebuch an ihren Mann noch an die alte Geschäftsadresse gesandt worden sein. "Er hat sehr viel für Schloss Burg gearbeitet. In dem Gästebuch befanden sich eine Reihe Zettel. Er sollte wohl Überschriften in Schönschrift anfertigen", erzählt sie. Darüber, wann und wie das Paket mit dem Buch schließlich zu ihr gelangt ist, vermag sie nur zu spekulieren. "Wahrscheinlich hat es ein Bote vorbeigebracht und irgendwer im Haus hat es angenommen und dann beiseite gelegt." Der Arbeitsbereich ihres Mannes wurde nach seinem Tod ausgeräumt und viele Unterlagen mit historischer Bedeutung dem Remscheider Stadtarchiv übergeben. "In seinem Büro kann es also nicht gelegen haben."

Wie dem auch sei - Ursula Durach war erstaunt und beglückt über den Zufallsfund und hat sich sofort mit der Schlossverwaltung in Verbindung gesetzt. Gerne hätte sie das Buch noch ein wenig behalten und intensiver darin geblättert. "Doch dort wurde es so lange vermisst, nun sollten sie es auch schnell wiederhaben." Also fuhr sie mit ihrer Enkelin nach Burg und gab den wertvollen Fund zurück. "Es ist ein Prachtband, doppelt so groß und schwer wie ein Bildband. Die es damals angeschafft haben, haben sich das richtig etwas kosten lassen."

Festgestellt hat sie allerdings, dass das Buch die Unterschriften von offiziellen Gästen trägt, nicht aber von allen Besuchern. "Ich habe viele Namen gelesen, die mir nicht geläufig sind." Auf der anderen Seite hätten sich prominente Gäste wie Theodor Heuss, der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, darin verewigt. Nach und nach will die Seniorin wieder im Keller nachschauen, was sich in den Kartons verbirgt. Erinnerungsstücke, die nur die Familie angehen, wie das Tagebuch ihrer Mutter aus dem Ersten Weltkrieg hat sie bereits ausgemacht. Andere "Fundsachen" wie Dokumente aus dem Studium an der ehemaligen Kunstgewerbeschule Wuppertal hat sie ans Archiv der Bergischen Universität gegeben. "Man hat ja viel erlebt. Da kommt ein großes Repertoire an Erinnerungen zusammen", sagt sie lächelnd.

(RP)
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