Vergewaltigungsprozess Remscheid Vater des Opfers: "Der CVJM gleicht einer Sekte"

Remscheid · Der Vergewaltigungsprozess hat ein Nachspiel: Der Vater kritisiert scharf das Verhalten der Verantwortlichen des Vereins.

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Foto: AP

Das Urteil gegen den Vergewaltiger seiner 15-jährigen Tochter (15) hat dem Vater aus Lüttringhausen keine Ruhe gebracht (Zum Schutz der Tochter nennen wir den Namen nicht.). Im Gegenteil: Er ist gegen den CVJM und seine Vertreter aufgebracht. Zwei Jahre haben er und seine Familie bange Stunden durchleben müssen, zwei Jahre haben sie warten müssen, bis zwei Gerichte mit Entschiedenheit zu dem Urteil kamen, die damals 13-Jährige sei vergewaltigt worden. Als das Urteil vor dem Landgericht Wuppertal gesprochen war, kam Diakon Herbert Drusenheimer, der für die Freizeitfahrten des CVJM zuständig ist, auf den Vater zu, gab ihm die Hand und sagte ein paar Worte.

Über die Wortwahl gibt es zwei Versionen. "Er hat uns mitgeteilt, dass er fest an die Unschuld des Verurteilten glaubt", sagt der Vater. Drusenheimer erinnert sich, gesagt zu haben: "Ich muss Ihnen zumuten, dass ich nicht Ihrer Meinung bin." Ob er damit ausdrücken wollte, dass das vom Gericht anerkannte Opfer eine Lügnerin sei? Drusenheimer wollte seine Aussage gegenüber der BM nicht präzisieren, eine Aussage, die er als Privatperson getroffen habe, nicht als Vertreter des CVJM. Für den Vater war dieser Handschlag ein weiterer Stich ins Herz. Und er hat sich eine Meinung gebildet. "Als Vater behaupte ich, dieser ,christliche Verein' lebt in einem unfassbaren Selbstverständnis, was die Unfehlbarkeit eines bestimmten Personenkreises seiner Mitglieder und Verantwortlichen angeht. Ich warne vor den Verantwortlichen dieses Ortsvereins und rücke diese in die Nähe einer der Welt entrückten Sekte. Ich hoffe, dass man versucht, mich wegen dieser Behauptungen vor Gericht zur Verantwortung zu ziehen. Gerne werde ich vor einem Gericht den Wahrheitsbeweis antreten", sagt er. Rechtsanwälte prüfen, inwieweit die Verantwortlichen des CVJM zur Rechenschaft gezogen werden können. Die CVJM-Geschäftsführer werden informiert. "Ich will keine Rache für diese Tragik, ich möchte Wiederholungen oder Folgetaten verhindern", sagt der Vater.

Im Berufungsverfahren gegen einen heute 22-jährigen Remscheider hatte das Wuppertaler Landgericht keinen Zweifel an dessen Schuld. Wegen Vergewaltigung in Tateinheit mit schwerem Kindesmissbrauch und sexueller Nötigung in Tateinheit mit Kindesmissbrauch wurde der Angeklagte vor zwei Wochen zu einer Einheitsjugendstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Das Urteil wurde verschärft. Die Kammer sah es als erwiesen an, dass er im Sommer 2012 als Betreuer einer Jugendfreizeit des CVJM eine damals 13-Jährige zum Geschlechtsverkehr gezwungen und sie in einem zweiten Fall zu sexuellen Handlungen genötigt habe.

Eine Entschuldigung des CVJM beim Opfer hat es laut Vater nicht gegeben. Die CVJM-Vorsitzende Barbara Halbach sagt, man habe an die Familie vor zwei Jahren Blumen geschickt. Die Bemerkung des CVJM-Diakons Drusenheimer nach dem Urteil wollte sie nicht kommentieren.

(cip)
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