Remscheid Vergnügen über die Schizophrenie eines Zwergs

Remscheid · Große, gespannte Kinderaugen fixieren den schwarzen Vorhang. Jeden Moment geht es los. Dann wird es dunkel im Saal, der Vorhang geht auf und die Premiere von "Schneewittchen" beginnt.

Zur Uraufführung des Märchens in der modernen Fassung vom österreichischen Autor Raphael Protiwensky-Schenk kamen am Sonntag zahlreiche Familien ins Westdeutsche Tourneentheater (WTT). Anders als bei der traditionellen Fassung der Gebrüder Grimm, gibt es bei der modernen Version statt der sieben nur einen Zwerg: Egon (wunderbar gespielt von Björn Lukas). Die Rahmenhandlung um die eitle Stiefmutter und den Prinzen blieb erhalten.

Als letzter Zwerg ist Egon alleine zurückgeblieben in der Waldhütte. Seinen Freunden ist es zu langweilig geworden. Damit er nicht ganz so alleine ist, hat er angefangen, ihre Stimmen und Eigenheiten nachzuahmen und so mit sich selbst zu sprechen. Das etwas naive Mädchen Schneewittchen (Kristina Otten) trifft, nachdem es vom Jäger im Wald ausgesetzt wurde, auf den einsamen Zwerg und freundet sich mit ihm an sowie mit den anderen sechs Zwergen-Charakteren.

Egon-Darsteller Lukas wechselte in Sekundenschnelle zwischen den Zwergen hin und her und sorgte unter anderem mit Kölschem Dialekt für Lacher. Gerade die Eltern konnten über den leicht schizophrenen Zwerg herzhaft lachen.

Aber auch die kleinen Zuschauer fieberten bei dem Stück mit. Etwa, als die böse Stiefmutter (herrlich gespielt von Verena Sander) zum ersten Mal Schneewittchen mit einem Mieder vergiften will, nachdem sie vom Spiegel erfuhr, dass Schneewittchen immer noch lebt.

Überspitzt aber herrlich boshaft verkörpert Sander, wie sehr die böse Stiefmutter an Eitelkeiten wie Schönheit, Kleidern und Faltenlosigkeit hängt. Björn Lenz gibt als Jäger Fridolyn den passenden Gegenpart, ist er doch bereits nach kürzester Zeit genervt von ihrer Selbstverliebtheit.

(lupi)
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