Ansichtssache Verkaufsoffener Sonntag: Dem Streit fehlt die Geschäftsgrundlage

Meinung | Remscheid · Eine harte Konkurrenz zwischen den einzelnen Stadtteilen gibt es nicht. Wer öffnen will, muss öffnen dürfen.

Unsere Nachbarn aus den Niederlanden schütteln wahrscheinlich nur den Kopf, wenn sie hören, welches Gezerre und Gezänk es in Deutschland und speziell in Remscheid um die verkaufsoffenen Sonntage gibt. Sie gehen mit Öffnungszeiten viel entspannter und lockerer um. Supermärkte haben zum Beispiel auch am heiligen Sonntag geöffnet. Und zwar an jedem Sonntag.

In Remscheid streiten wieder die Stadtteilfürsten um die Termine, an welchen der acht Sonntage nun das große Stadtteilfest mit geöffneten Läden in unmittelbarer Nähe stattfinden soll. Jeder will für sich den besten Termin. Das ist möglichst ein Termin, an dem nur in seinem Stadtteil die Blumenhändler, das Weihnachtsdorf oder die Marktschreier stehen, und die Geschäfte ab Mittag öffnen. Doch gibt es überhaupt so etwas wie einen besten Termin? Und besteht überhaupt eine harte Konkurrenz zwischen den Stadtteilen?

Exakt erfassen lassen sich die Besucherströme und Vorlieben an solchen Sonntagen nicht. Aber die Behauptung, der ideelle Weihnachtsmarkt in Lüttringhausen würde leiden, wenn zur gleichen Zeit auch das Allee-Center öffnet, erscheint wenig plausibel. Die Lüttringhausener ziehen ihr Stammpublikum. Wer an diesem Tag unbedingt im Center einkaufen will, hat dazu bis spät in die Nacht Zeit. Statt zu streiten, sollte jeder Stadtteil seine Termine einreichen. Und gut ist.

Viel ärgerlicher ist es, dass die Gewerkschaft den Inhabern vorschreiben will, wann sie ihren Laden öffnen dürfen und in welchem Abstand die Geschäfte zum Event liegen müssen, damit am Sonntagnachmittag verkauft werden darf. Welche Logik steckt dahinter, dass der Optiker auf der Kölner Straße in Lennep nicht öffnen darf, der 800 Meter weiter entfernt liegende Optiker in der Altstadt aber doch? Keine. Das ist pure Willkür. Solcher Unsinn gehört auf den Müllberg einer regelungswütigen Bürokratie. Sie beschneidet die freie Entscheidung der Einzelhändler. Wer öffnen will, muss öffnen dürfen - darauf sollte man sich verständigen.

Die Gefährdung des Sonntags als Ruhetag wird auch immer als Argument gegen die Öffnung angeführt. Auch bei diesem fehlt es an Überzeugungskraft. Jeder Bürger kann selber entscheiden, ob er shoppen geht, zu Hause bleibt oder nach Holland fährt.

(RP)
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