Remscheid Villa kündet vom Stolz der Fabrikanten

Remscheid · Verein "Hasten für Hasten" bietet historischen Rundgang über den Büchel an. Erklärungstafeln an fünf Häusern.

 "Fabrikantenstolz" - das Patrizierhaus an der Büchelstraße 19 war der Startpunkt einer historischen Führung über den Büchel.

"Fabrikantenstolz" - das Patrizierhaus an der Büchelstraße 19 war der Startpunkt einer historischen Führung über den Büchel.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Englische Schiebefenster mit reichlich eingefügten Sprossen weisen auf einen wohlhabenden Inhaber hin. Verschiedene Fabrikanten haben im Lauf der Jahrhunderte in dem prächtigen Schieferhaus an der Büchelstraße residiert. "Das waren ansässige Familien, die ihren Wohlstand auch zeigen wollten", erklärt Historikerin Claudia Holtschneider, die sich ausführlich mit dem prachtvollen Gebäudebestand auf dem Büchel im Stadtteil Hasten beschäftigt hat. Die an fünf Häusern neu angebrachten Erklärungstafeln sind das erste Projekt des im vergangenen Jahr gegründeten Vereins "Hasten für Hasten". Um die einheitlich gestalteten Schilder vorzustellen, luden die Initiatoren gestern Nachmittag zu einem historischen Rundgang über den Büchel ein, dem sich rund 40 interessierte Spaziergänger anschlossen.

Startpunkt war eben an jenem imposanten Patrizierhaus an der Büchelstraße 19, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts im neoklassizistischen Stil umgestaltet wurde. Nicht umsonst trägt damit die erste Texttafel den Titel "Fabrikantenstolz". Früher war der Büchel eine in sich geschlossene Hofschaft mit einer Schule, Bäcker und Metzger. Dort wurde viel produziert, ein Teil der Remscheider Werkzeugherstellung war dort zuhause. Später seien die Produktionsstätten gen Morsbach verlagert worden, wo das Wasser Energie lieferte, erzählte der zweite Vereinsvorsitzende W. Jürgen Ackermann.

"Hasten für Hasten" hat sich auf die Fahne geschrieben, Kultur und Kunst im Stadtbezirk zu fördern. Doch auch das soziale Engagement werde nicht zu kurz kommen. Als nächstes soll ein Spielplatz saniert werden, um den Kindern aus Flüchtlingsfamilien einen Ort zum Austoben bieten zu können. Die neuen Tafeln tragen dazu bei, dass sich die Anwohner selbst, aber auch die Bürgerschaft generell mit der langen Geschichte des Quartiers Büchel beschäftigt. Konzeptionell und gestalterisch schließt man damit an die Erläuterungstafeln an der Trasse des Werkzeugs an, die im Rahmen der Regionale 2006 angebracht wurden. "Wir möchten dazu beitragen, den Büchel aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken", sagte Ackermann. Von der ersten Station an der Büchelstraße musste die Gruppe einen kleinen Fußmarsch zum eigentlichen Büchel zurücklegen und traf auf "Das Luckhaus". Der goldene Posaunenengel über dem doppelt geknickten Schweifgiebel kündet vom vergangenen wirtschaftlichen Erfolg der Familie Luckhaus. "Das Gebäude ist ein typisches Beispiel für den Hausbau einer bergischen Patrizierfamilie in der Mitte des 18. Jahrhunderts", sagt Claudia Holtschneider, deren Agentur "Via temporis" die Texte für die Tafeln erstellt hat. Im 14. Jahrhundert habe der Bau zum ersten Mal Erwähnung gefunden, sei durch die Hände verschiedener Eigentümer gegangen und in den 1990er Jahren ziemlich verwahrlost gewesen.

Schließlich hätten Privatleute das Haus gekauft und es mit viel Liebe, Engagement und unter hohem finanziellen Aufwand restauriert. "Und heute sind wir froh, dass wir es haben", hieß es da aus dem Kreis der Nachbarschaft.

(RP)
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