Remscheid Virtuose mit Herz

Remscheid · Das Benefizkonzert von Cellist Thomas Beckmann war ein doppelter Gewinn für Remscheid. Finanziell profitiert der Notfallfonds der Caritas für Wohnungslose. Die Besucher genossen ein intensives Konzerterlebnis.

Wenn Beckmann Cello spielt, scheint die Welt für einen Moment still zu stehen. Mit einer außergewöhnlichen Ruhe präsentiert der Cellist sein Programm, wird zu einer untrennbaren Einheit mit seinem Instrument. Am Freitagabend kam das Remscheider Publikum in den Genuss, beim Benefizkonzert zugunsten armer und obdachloser Menschen dem herausragenden Musiker zu begegnen.

200 Projekte gefördert

Sein Auftritt in der Pfarrkirche St. Suitbertus war geprägt von großer Intensität, bei dem das soziale Thema immer eine Rolle spielte, die Musik aber nicht vom ersten Platz verdrängte. Das Geld, das Thomas Beckmann, der 1996 den Verein "Gemeinsam gegen Kälte e.V" gründete und seither bei zahlreichen Tourneen über 200 gemeinnützige Projekte gefördert hat, einspielte, bleibt in Remscheid. Mit den Erlösen möchte der örtliche Caritasverband einen Notfallfonds einrichten, durch den ärztliche Hilfe für Wohnungslose gewährleistet wird.

Herausragender Instrumentalist

Bürgermeister Lothar Krebs und der stellvertretende Caritas-Vorsitzende Hanspeter Braun hoben in kurzen Ansprachen das bemerkenswerte Engagement hervor, mit dem sich der Cellist seit Jahren für in Not geratene Menschen einsetzt. Dass Beckmann Remscheid als Auftakt für seine bislang größte Tournee, die am 28. März in der Berliner Philharmonie endet, gewählt hat, erfüllte die Veranstalter mit großer Freude. Auch der Instrumentalist selbst verband mit seinem ersten Auftritt in der Werkzeugstadt vor vier Jahren "nur gute Erinnerungen." Die Suite Nr. 3 in C-Dur für Violoncello von Johann Sebastian Bach, zu der er eingangs interessante Erläuterungen und Hörbeispiele gab, stellte er in den Mittelpunkt des ersten Programmteils. Und bereits bei den ersten Takten der anspruchsvollen, geistreichen und bildhaften Komposition wurde wohl jedem der rund 100 Konzertgäste klar: Beckmann musiziert gut - ungewöhnlich gut. Sein Vortrag ist geprägt von schlafwandlerischer Sicherheit. Selbst in den temporeichen Sätzen formt er jeden Ton exakt aus, nichts wirkt flüchtig oder hastig. Faszinierend zudem, wie leise er spielen kann. Die Töne wandern allmählich in die Ferne, um dann im Crescendo langsam, ganz langsam wieder zu erstarken.

Das "singende Cello", das Thomas Beckmann von der Musikkritik immer wieder zugeschrieben wird, konnten die Konzertgäste dann nach der Pause erleben. Die kurzen Stücke aus der Feder von Charlie Chaplin gerieten zur Liebeserklärung an sein Instrument, dessen Klänge lyrisch-süß den Kirchenraum erfüllten.

Thomas Beckmann, der Virtuose mit dem großen Herz für die Ärmsten der Gesellschaft, bescherte den Musikfreunden zweieinhalb wunderbare Stunden. Da war es überhaupt nicht übertrieben, wenn Stadtdechant Thomas Kaster zu Beginn erklärte: "Es ist uns eine Ehre, Gastgeber für dieses besondere Konzert zu sein."

(RP)
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