Remscheid Von Prostituierter beraubt - Verfahren eingestellt

Remscheid · Im Fall einer 23-jährigen Frau, die angeklagt war, zusammen mit einer anderen, noch unbekannten Person einen Mann in einer Wohnung in Remscheid unter Vortäuschung von "Fesselspielen samt sexueller Handlungen" ausgeraubt und anschließend erpresst zu haben (BM berichtete), stellte das Schöffengericht gestern das Verfahren ein.

Das Gericht "sah den Tatbestand eines Verbrechens nicht erfüllt". Es war der Angeklagten nicht nachzuweisen, dass sie am Raub beteiligt gewesen war. Zu Beginn gab ihr Rechtsanwalt eine Erklärung im Namen seine Mandantin ab: Sie bestreitet, dem geschädigten Mann etwas weggenommen zu haben. Es habe keine sexuellen Handlungen gegeben. Eine ihr unbekannte Mittäterin habe den Mann beraubt. Es habe keinen gemeinsamen Tatplan gegeben. Sie habe den materiellen Schaden dem Geschädigten durch eine Überweisung ersetzt, weil "sie ein anständiges Mädchen ist und es nicht in Ordnung fand".

Das Ganze soll sich demnach wie folgt zugetragen haben: Über ein Internet-Kontaktportal hat der Mann zu einem Profil "Lena und Gina" via Chat Kontakt aufgenommen und ein Treffen in einer Wohnung in Remscheid für sexuelle Fesselspiele gegen eine Zahlung von 300 Euro verabredet. Die Angeklagte hat Kontakt mit demselben Profil gehabt. Sie hat dieses Profil nicht eingerichtet. Beide Frauen verabredeten sich über das Internet-Portal in Remscheid. Dort traf die Angeklagte die ihr unbekannte Frau. Beide gingen zur verabredeten Wohnung. Dort verbanden sie dem Mann die Augen und fesselten ihn. Plötzlich nahm die unbekannte Mittäterin Geld, Handy und einen elektronischen Autoschlüssel des Mannes an sich. Damit war die Angeklagte nicht einverstanden und verließ die Wohnung, ebenso die andere. Beide trennten sich vor dem Hauseingang.

Das Opfer, ein 39-jähriger Mann, erkannte die Angeklagte zwar wieder ("Sie kam als Erste die Treppe herauf"), konnte aber nichts zur Aufklärung des Sachverhaltes beitragen. Gespräche haben nicht stattgefunden, und ihm seien sofort die Augen verbunden worden, sagte er. Danach wurde er mit Kabelbindern gefesselt. Nachdem man ihm die Hose heruntergezogen habe, seien beide Damen nacheinander ins Badezimmer gegangen und haben dann die Wohnung verlassen. Die Fesselung sei nicht eng gewesen - er habe sich befreien können und festgestellt, dass 300 Euro, Handy und Autoschlüssel verschwunden waren.

Später habe er dann noch Anrufe von "Lena" bekommen, er solle 3000 Euro zahlen, sonst werde ein Video von dem Treffen veröffentlicht. Der Richter stellte fest, dass aufgrund der Internet-IP-Adressen, der Chat-Protokolle und E-Mail-Adressen niemand identifiziert werden konnte. Spuren in der Wohnung seien nicht verwertbar gewesen.

(begei)
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