Remscheid Vorbild für andere Flüchtlinge

Remscheid · Osman Pirzad wurde für sein Engagement ausgezeichnet. Der junge Afghane, der in einem Übergangsheim in Hasten lebt, möchte einmal Jura studieren.

 Mit seiner Familie lebt der 16-Jährige seit einem halben Jahr in Remscheid.

Mit seiner Familie lebt der 16-Jährige seit einem halben Jahr in Remscheid.

Foto: Michael Schütz

Für sein ausgeprägtes Sozialverhalten wurde der 16-jährige Osman Pirzad beim Wettbewerb "Stark! Ausgezeichnet! Jugend engagiert in Remscheid" im November mit einem Preis bedacht. Dazu vorgeschlagen hatte ihn Sozialarbeiterin Elfi Radziwill, die den jungen Afghanen aus dem Asylbewerberheim in Hasten kennt. Als junger Mensch hat er bereits eine bewegte Vergangenheit: Vor einem Jahr floh Osman Pirzad mit seiner Mutter und den drei Geschwistern (21, 17 und 13) aus seiner Heimat Afghanistan. Den Vater verlor er dort auf gewaltsame Art.

In Remscheid lebt der 16-Jährige seit einem knappen halben Jahr in der Flüchtlingsunterkunft am Hasten. Doch schon jetzt hat der 16-Jährige bei vielen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Vor allem bei BAF-Mitarbeiterin Elfi Radziwill: "Er hat unsere Verhaltensweisen sehr schnell angenommen und gilt auch bei den anderen Kindern hier als Respektperson."

Osman hilft, wo er nur kann, ist stets parat, wenn man nach ihm ruft. Er ist offen, neugierig und höflich, scheint eine schnelle Auffassungsgabe zu haben, ist diszipliniert und spricht schon jetzt ziemlich gut Deutsch. "Die ganze Familie ist sehr fleißig", beschreibt Radziwill. Die Mutter besuche einen Sprachkurs, ebenso wie der ältere Bruder. Die jüngeren Geschwister gehen zur Schule.

Osman selbst besucht seit kurzem eine Seiteneinsteigerklasse am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung, doch dabei soll es nicht bleiben. Er hat ein klares Ziel vor Augen, für das er sich tagtäglich anstrengt: "Ich möchte mein Abitur machen und Jura studieren." Dass es bis dahin ein sehr langer und steiniger Weg werden könnte, hat ihm Radziwill schon gesagt: "Dafür muss er schon sehr gut die Sprache beherrschen und das Abitur schaffen. Vielleicht wäre eine Ausbildung danach erst einmal besser." Doch Osman - das ist ihm deutlich anzusehen - will es schaffen. Diese positive Einstellung, der Wille vorwärts zu kommen, machen den jungen Afghanen nicht nur charismatisch, es sind Einstellungen und Werte, die der Jugendliche im Alltag in der Unterkunft weitergibt. Dort ist er für die fast 50 Kinder Vorbild und für die Erwachsenen Vermittler. Radziwill hilft er häufig als Übersetzer. "Wenn es um die vielen Kleinigkeiten im Alltag geht, rufen wir Osman häufiger, damit er übersetzt." Den Kindern vermittelt er Ordnung und erzieht sie ein bisschen mit. "Wenn die Kinder im Gemeinschaftsraum auf dem Sofa herumspielen und hüpfen, ruft Osman sie schon mal zurück. Er hat sie sehr gut im Blick und die Kinder hören auf ihn." Fußball ist eine seiner großen Leidenschaften, das wissen auch die Kinder in der Unterkunft, die ihn unentwegt zum Spielen rufen oder vor seiner Türe stehen. "Da habe ich ein Auge drauf", sagt Radziwill, die den Jugendlichen nicht überfordern will: "Die Kinder spielen natürlich gerne mit ihm, aber er braucht auch seine Privatsphäre, mal Zeit für sich und für seine Hausaufgaben."

Die Bergische Morgenpost stellt in den nächsten Wochen in einer kleinen Serie alle Preisträger des Wettbewerbs "Stark! Ausgezeichnet! Jugend engagiert in Remscheid" vor.

(RP)
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