Remscheid Vormund kämpft um Schulplatz für Syrer (16)

Remscheid · Karl-Richard Ponsar ist Vormund eines minderjährigen Flüchtlings, der ohne Begleitung einreiste. In Remscheid bisher der einzige Fall.

 Karl-Richard Ponsar ist Vormund eines syrischen Flüchtlings (r.), der sich das Berufskolleg Technik anschaut, wo er einen Platz bekommen soll.

Karl-Richard Ponsar ist Vormund eines syrischen Flüchtlings (r.), der sich das Berufskolleg Technik anschaut, wo er einen Platz bekommen soll.

Foto: hertgen

Allein in der Fremde, als Zeuge oder Opfer von Terror und Gewalt - minderjährige Flüchtlinge, die ohne Begleitung Erwachsener einreisen, haben ein schweres Schicksal. Oft sind sie traumatisiert. Y. K., ein junger Syrer (16), hat Glück gehabt: Er hat in Karl-Richard Ponsar einen engagierten Vormund, der ihn betreut, begleitet und auch aufmuntert, wie etwa mit einem Besuch des Kölner Karnevals.

Dem Lehrer und Mitglied im Jugendhilfeausschuss der Stadt lag es sehr am Herzen, dass sein Schützling hier in den Genuss von Bildung kommt. "Er will lernen", sagt er. Bisher besuchte der Flüchtling nur einen Deutschkurs bei der Caritas. Es habe ihn es einen längeren Weg durch den Dschungel der Bürokratie und Zuständigkeiten gekostet, um für Y., einen Platz an einer Schule zu ergattern: Er als Vormund wohnt in Remscheid. Y. wird vom Jugendamt Remscheid betreut. Vorübergehend untergebracht ist er jedoch in der Jugendhilfeeinrichtung Gotteshütte in Hückeswagen, "weil es in Remscheid keinen Platz gab", berichtet Ponsar. In der Nachbarstadt sollte er demnach auch beschult werden. Ponsar "Ich bin hier gut vernetzt und kann mich besser um ihn kümmern, wenn er hier zur Schule geht." Dank hartnäckigem Nachhaken soll der Jugendliche diekünftig Hauptschule Wilhelmstraße und das Berufskolleg Technik (Praxisteil) besuchen.

Nach Angaben von Martin Sternkopf vom Integrationszentrum ist Y. K. derzeit der einzige unbegleitete, minderjährige Flüchtling. Doch angesichts des Zustroms kann sich das jederzeit ändern. Mit 300 bis 400 Zuweisungen rechne er in diesem Jahr, möglicherweise sind darunter auch Kriegswaisen oder Kinder, deren Eltern den Nachkommen eine Flucht ermöglichen.

Zuständig für die Betreuung dieser jungen Flüchtlinge ist das Jugendamt. "Wir nehmen sie in Obhut", sagte Petra Hellmann-Wien, Leiterin des Fachdienstes Jugend, Soziales und Wohnen. In der Regel werden sie in einem Heim, in Jugendwohngruppen oder in Pflegefamilien untergebracht - letztere sind jedoch rar. Zur Schule gehen die Kinder in der Regel dort, wo sie auch wohnen.

"Das ist für uns noch Neuland. Ich werde den OB über diesen Fall unterrichten", sagte Sozialdezernent Thomas Neuhaus auf BM-Nachfrage zur Schulfrage von Y. K. . Es müsse eine Prozessbeschreibung und eine klare Aufgabenverteilung geben. Nach seinem Kenntnisstand plant die für Hauptschulen zuständige Schulrätin eine Beschulung von Flüchtlingskindern im Klassenverband in Räumen der Hauptschule Wilhelmstraße. Die Zuwanderung aus Syrien sieht Neuhaus positiv: Das Bildungssystem sei mit unserem vergleichbar, und die meisten Flüchtlinge seien gut gebildet und ließen sich gut integrieren.

(RP)
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