Remscheid Vortrag: Welt braucht das christliche Menschenbild

Remscheid · Thomas Sternberg sprach in der CDU-Geschäftsstelle. Thema: "Die Volkspartei mit C - ist das heute noch möglich?"

Wie tritt man angesichts einer galoppierenden Entchristlichung der Gesellschaft als Christ in einer Umgebung auf, in der es nicht mehr selbstverständlich ist, christlich zu sein? Um diese Frage drehten sich die Ausführungen des Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, in seinem Vortrag in der CDU-Geschäftsstelle. Offiziell lautete sein Thema dabei: "Die Volkspartei mit C - ist das heute noch möglich?"

Er ermunterte die 16 Zuhörer, die Flinte nicht ins Korn zu werfen, auch wenn in ein paar Jahren der Anteil der Katholiken in Deutschland unter 50 Prozent sinken werde: Christen werden nach wie vor befragt, wenn es um Wertebildung gehe. Der Staat müsse nach Jürgen Habermas ein Interesse daran haben, das christliche Menschenbild zu fördern. Es bestehe nicht aus den kraftstrotzenden Helden des antiken Götterhimmels, sondern nach der Bibel aus Jakob, der nach einem Kampf mit Gott als Gesegneter des Herrn, aber als Krüppel den Platz verlässt. Das christliche Menschenbild repräsentiere auch der barmherzige Samariter, der als Fremder einem Fremden half, oder aus dem Messias, der "in einem Kaff im Dreck geboren wurde" (Sternberg).

Daraus zieht Sternberg den Schluss: Nicht die Leistungsfähigkeit bestimme den Wert eines Menschen, sondern es sei der unvollkommene Mensch an sich. Sein Handeln resultiere aus der Verantwortung der Nächstenliebe. Alle Menschen aus allen Nationen sind gleichwertig - und Mann und Frau ebenso. Christen sind dazu da, um in der Gesellschaft zu dienen. Christen sollten ihren Glauben öffentlich zeigen, weitergeben und auf Gott vertrauen.

Das betreffe auch die großen Themen: Europa, Globalisierung, Abschottung durch Internet wie "Fake-News". Europa als christliches Projekt könne nicht einfach die Grenzen vor Flüchtlingen dicht machen. Vielmehr sei es ein Unterfangen im Rahmen der Globalisierung. Der Kontakt mit Flüchtlingen sei das erste Anzeichen der Globalisierung. Falls die Bedingungen in den Heimatländern nicht besser werden, werden immer mehr kommen, und keine noch so hohe Mauer werde sie aufhalten können. Die Migrationsfrage sei eine Frage der internationalen Gerechtigkeit. Wir seien so stark international vernetzt, dass eine reine Nationalökonomie nicht aufrechterhalten werden könne. Und das Internet liefere keine Objektivität. Das schüre etwa Vorurteile gegenüber dem Islam. Natürlich gebe es auch in der CDU Muslime. Gemeinsam mit den Muslimen und anderen Religionen sollten die Christen gegen die Ideologisierung der Religionen vorgehen.

(RP)
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