Remscheid Wahlkampfauftakt mit Hannelore Kraft

Remscheid · Das obere Foyer im Teo Otto Theater war brechend voll, die Stühle reichten nicht für die rund 180 Gäste. Kein Musik- oder Theaterstar weckte am Montagabend das Interesse der Remscheider, sondern ein Polit-Promi: SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft, die am 9. Mai zur ersten Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens gewählt werden möchte, kam auf ihrer Wahlkampf-Tour auch nach Remscheid.

 Hannelore Kraft mit Sven Wolf.

Hannelore Kraft mit Sven Wolf.

Foto: Nico Hertgen

Es war ein Abend der leisen Töne. "Von Mensch zu Mensch”, war die Einladung überschrieben, und so präsentierte sich Hannelore Kraft im ersten Teil weniger von der politisch-professionellen Seite, sondern von der persönlichen Seite.

Auch wenn sie im Gespräch mit dem ehemaligen Fernsehjournalisten Reinhard Münchenhagen betonte, dass ihr Zuhause für die Öffentlichkeit tabu sei, ließ sie doch gezielt viel Privates aufscheinen: Ihre Kindheit ("ich war das erste Kind einer Arbeitfamilie, das Abitur machte”), Ausbildung und Studium, das sie sich selbst finanzierte, die Erziehung ihres Sohnes ("ich hatte die große Befürchtung, der geht zur CDU”), ihr Selbstverständnis ("das Problem von Frauen: sie stellen sich immer die Frage ,Kann ich das?‘”) und das Rollenverhältnis zu Hause ("Die Leute erwarten, dass eine starke Frau einen schwachen Mann hat; bei uns stimmt das nicht, zu Hause entscheidet mein Mann”).

Wirklich politisch wurde es erst im zweiten Teil, diesmal im Zusammenspiel mit dem Remscheider Landtagskandidaten Sven Wolf. Da wurde auch Hannelore Kraft emotionaler und kämpferischer, und der Zwischenapplaus der Zuhörer kam häufiger und lauter.

Kraft stellte in Ansätzen ihre Ideen für ein verändertes Bildungssystem mit Abkehr von der dreigliedrigen Schulform vor und von der finanziellen Entlastung der Kommunen. "Ob Integration und sozialer Zusammenhalt der Gesellschaft gelingen, entscheidet sich hier in den Kommunen.” Den Solidaritätszuschlag für den deutschen Osten möchte sie nicht ganz abschaffen, betonte sie in diesem Zusammenhang, aber der Anteil der Kommunen müsse halbiert werden.

Grenzen setzte Kraft dem Appell eines Zuhörers, der fand "Sie müssen unter allen Umständen drankommen”, weswegen die SPD auch ein Koalition mit der Linken nicht ausschließen dürfe. Ihm antwortet Kraft: "Ich kenne die Linken ja.” Sie seien nicht regierungs- und koalitionsfähig. Mit einer Wahlempfehlung verabschiedete sich die SPD-Spitzenkandidatin von den Remscheidern: "Den brauche ich im Landtag”, sagte sie, und zeigte auf Sven Wolf."

(RP)
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